„Das alles ist Familie“ – Michael Engler, Julianna Swaney

„Das alles ist Familie“ – Michael Engler, Julianna Swaney

Februar 15, 2021 0 Von Maike

So langsam kommt auch in den Kinderbüchern immer häufiger an, dass Familie mehr ist als Mutter, Vater, Kind. Diese Vielfalt, die ganz viele in ihrem Umfeld erleben, auch in Geschichten abzubilden, ist enorm wichtig. Kinder sollen sehen, dass es „normal“ und „anders“ als wertende Kategorisierungen für Familien nicht gibt. Gelebte und akzeptierte Vielfalt, in den Büchern und in den Köpfen, das ist ein Wunsch. Ein Buch wie „Das alles ist Familie“ von Michael Engler und Julianna Swaney kann hier mit Sicherheit hilfreich sein, denn hier können Kinder ab 4 Jahren sehen: Familien sind bunt und wunderbar.

Familien – so bunt und vielfältig

Als Lars mit seiner Mutter nach dem Einkaufen nachhause kommt, liegt vor der Haustür ein Paket. Doch leider hat der Regen die Adresse so verwischt, dass nur noch „Familie“ und die Straße zu lesen ist. Lars möchte gerne dafür sorgen, dass das Paket an den richtigen Empfänger gebracht wird und beschließt, alle Familien in der Straße zu besuchen und zu fragen, ob jemand ein Paket erwartet. So kann er auch die Kinder in der für ihn neuen Straße kennen lernen. Gegenüber wohnt Lina, die er schon öfter gesehen hat. Sie ist sich sicher, dass ihnen das Paket nicht gehört, möchte aber sehr gerne bei der Suche behilflich sein. Also ziehen die beiden nun zusammen los durch die Nachbarschaft und fragen sich immer: Wohnt hier eine Familie?

Nebenan wohnen zwei Frauen mit einem Kind und Lars staunt ein wenig. ob dass denn eine Familie ist. Lina und auch Sarah, die dort zusammen mit ihrer Mama und Mami wohnt, versichern ihm dass das auf jeden Fall so ist! Weiter geht es zum nächsten Nachbarhaus, in dem eine Patchwork- Familie lebt, die Lars schon kennt. Für Lina erklären sie aber nochmal genau, was es mit dem Begriff auf sich hat und dass es alles gar nicht so kompliziert ist, wenn alle sich lieb haben. Die beiden klingeln noch an einigen Häusern und sprechen mit vielen Menschen. Eine Familie hat einen Namen, den die beiden nicht ganz einfach aussprechen können und die Wurzeln in vielen Ländern hat. Eine andere hat sieben Kinder und lebt auch noch mit den Großeltern zusammen in einem Haus.

An einem Türschild stehen zwei verschiedene Nachnamen, aber die Bewohner versichern ihnen, dass sie trotzdem eine richtige Familie sind. Und genauso ist dieses das Paar ein Haus weiter, dessen Kind eine andere Hautfarbe als die beiden hat und adoptiert wurde. Was Lars besonders beschäftigt, ist die Familie, die aus Vater und Tochter besteht, weil die Mutter vor Jahren gestorben ist. Denn wenn die sich als Familie sehen, dann kann er das mit seiner Mutter auch – obwohl sich die Eltern vor Kurzem getrennt haben. Am Ende bleibt nur eine Familie übrig, der das Paket gehören könnte: die von Lars selbst. Und als er zusammen mit Lina das Paket auspackt, sehen sie darin ein Foto von einer ihnen unbekannten Familie mit zwei Kindern. Die Eltern davon sehen Lars und Lina schon ziemlich ähnlich.

Vielfalt auf einen Blick

Die Idee, dass zwei Kinder auf die Suche nach einem Paketempfänger gehen und dabei die Vielfalt der unterschiedlichsten Familien kennen lernen, hat uns gut gefallen. So hat man alles Wichtige „auf einen Blick“ und es trotzdem in eine nette Geschichte eingebettet. Hierbei treffen die beiden Kinder beispielsweise eine Familie mit zwei Müttern, einen alleinerziehenden Vater, eine Patchworkfamilie, Adoptiveltern, unverheiratete Eltern und eine Großfamilie. Vor allem Lars ist manchmal etwas skeptisch, ob man die eine oder andere Konstellation als Familie bezeichnen kann – und am Ende kommt auch heraus, warum. Seine Eltern haben sich gerade getrennt, er ist sehr traurig darüber und hat Angst, keine „richtige“ Familie mehr zu haben. Da können ihn aber alle beruhigen: seine Mama, mit der er zusammen lebt, und er sind eine wunderbare Familie.

Vielfalt in diesem Buch wird nicht nur bei den Familien groß geschrieben. Menschen mit dunkler Hautfarbe sind genau so dabei wie mit heller und eine Familie hat ein Kind, das im Rollstuhl sitzt. Am Ende des Buches sind nochmals alle vorgestellten Familien mit einem Kurzportrait aufgelistet. Der Textanteil ist relativ hoch, weswegen wir das Buch erst für Kinder ab 4 Jahren empfehlen. Es eignet sich mit Sicherheit auch gut für den Einsatz in Kindergarten und Grundschule.

Michael Engler, Julianna Swaney, Das alles ist Familie, Ars Edition Verlag 2021.

Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

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