„Das gute Ei“ – Jory John, Pete Oswald
Kennt ihr das, wenn man sich immer für alles verantwortlich fühlt? Überall helfen möchte, jeden Streit schlichten mag, auch wenn man gar nicht beteiligt ist und sich für alle und alles zerreißt? Dann kennt ihr das vielleicht auch, wie anstrengend das sein kann und dass es auf Dauer niemandem gut tun kann. Das merkt auch „Das gute Ei„* von Jory John und Pete Oswald – und beginnt irgendwann, etwas zu ändern und auch auf sich selbst zu achten. Ein Bilderbuch, das Witziges kombiniert mit Themen, die zum Nachdenken anregen, und das auch bei den Großen.
Manchmal wird es zuviel
Es gibt ein kleines Ei, das immer bemüht ist, Gutes zu tun. Es rettet kleine Kätzchen von Bäumen, trägt Einkäufe über die Straße und hilft beim Streichen. Es war schon immer so, schon als es klein war. Da lebte es zusammen mit elf anderen Eiern in einem Karton im Supermarkt. Die anderen Eier waren aber nicht wie dieses. Sie machten viel Lärm, hielten sich nicht an Regeln, zerstörten absichtlich Dinge. Das gute Ei versuchte entgegen zu wirken. Es wollte Frieden stiften, die anderen vom Blödsinn abhalten – aber das funktionierte nicht. An einen Morgen sah es Risse in seiner Schale. Ein Arzt stellte eine erschreckende Diagnose: das kommt vom vielen Druck, den sich das Ei macht. Also beschloss es, davon zu gehen und durch die Gegend zu ziehen – alleine.
Es achtete nur noch auf seine Bedürfnisse, suchte neue Hobbys und lebte in den Tag hinein. Die Risse heilten und es fasste den Entschluss, zurück zu den anderen zu gehen. Die anderen freuten sich sehr, es wieder zu sehen. Sie machten immer noch Quatsch, aber nicht mehr ganz so schlimm. Und das gute Ei kümmerte sich ab jetzt auch genügend um sich selbst, nicht nur um andere.
Man muss auch mal an sich denken
Kinder sehen in diesem Buch wahrscheinlich zuerst das Humorvolle. Die witzigen Illustrationen, die lustigen Szenen und Namen der vielen anderen Eier. Da ist das doch etwas sehr schräg und bunt angestrichene Haus, als das Ei helfen wollte, die Kissenschlacht oder auch die Wutanfälle der anderen Eier. Dann schaut man auf das gute Ei, das einem doch etwas Leid tun kann. Es müht sich, versucht zu schlichten und mahnen, aber niemand hört darauf und es wird auch noch extra geärgert. Und das Resultat? Die Schale bekommt Risse!
Die dritte Phase, die man hier durchläuft, ist die der Bewunderung, nämlich dafür, dass das Ei einen Weg findet, um wieder gesund zu werden. Selbstfürsorge und Achtsamkeit sind hier wahrscheinlich die Begriffe, die seinen Weg gut beschreiben würden. Zeit für sich haben, sich nicht um anderes kümmern, Neues, Schönes beginnen – so heilen die Risse. Dass es am Ende wieder zurück zu den anderen geht und beide Parteien nun anders damit umgehen, ist ein positives Ende, das man sich sicherlich als Vorbild nehmen kann. Ob Kinder das dann auch aus dieser Geschichte für sich heraus filtern können, ist wahrscheinlich von Kind zu Kind verschieden. Aber einen Blick darauf bekommt es bestimmt, und ebenfalls eine schöne Geschichte. Wir empfehlen es für Kinder ab 3 Jahren.
Fall euch die Geschichte gefällt, schaut euch doch mal „Der böse Kern“ des gleichen Duos an, das nach einem ähnlichen Prinzip geschrieben ist.
Jory John, Pete Oswald, Das gute Ei, Adrian Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
*Affiliate – Link zu Amazon. Für euch bleibt alles gleich. Wir bekommen eine klitzekleine Vergütung.