„Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis“ – Anja Fislage
Wow, was für eine Geschichte! Schon nach den ersten Seiten kann man „Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis“ von Anja Fislage kaum mehr aus der Hand legen. Wenn ihr oder eure Kinder (ab ca. 10 Jahren) auf der Suche nach einer spannenden, gruseligen und leicht schrägen Geschichte seid, die alles andere als gewöhnlich ist, schaut euch unbedingt mal dieses 392 Seiten starke Buch an. Aber Vorsicht! Das leicht düstere Cover verspricht nicht zu viel. Es geht in ein altes Haus, in dem es definitiv nicht mit rechten Dingen zugeht und in dem neben den Menschen noch andere Gestalten wohnen.
Ein ganz besonderes Haus
Die Geschichte beginnt damit, dass drei Kinder, die zwölfjährigen Zwillinge Petronella und Pellegrino und deren ältere Schwester Roberta, vor einem großen, alten Haus stehen, in dem ihre Großeltern leben. Ihre Eltern sind bei einer Forschungsmission im Eismeer verschollen und nun sollen sie in das Polidorum ziehen, zu Menschen, die sie nur aus Erzählungen kennen. Schnell merken die drei, dass in dem Haus vieles anders ist. Es gibt nicht nur an jeder ecke konservierte und ausgestopfte Meerestiere, sondern auch Wände, die sich bewegen, Räume, die von den Kindern keines falls betreten werden sollen und geisterhafte Gestalten, die plötzlich erscheinen. Pellegrino trifft recht bald auf einen Geist, der als „tote Tante“ bezeichnet wird, und einfach so in seinem Zimmer sitzt. Und ein gruseliges Wesen mit spitzen Zähnen, das sich aus hunderten von Mäusen zusammen setzt, kommt eines Tages die Kellertreppe hinauf.
Durch ein Notizheft ihres Vaters, der er als Kind verfasst hat, gelingt es Petronella, etwas Licht ins Dunkle zu bringen. Nach und nach bekommen sie auch mehr Informationen über die Großeltern. Diese betreiben im Keller des Hauses ein Beerdigungsinstitut und sind in der Lage, von den Toten ihre letzten Geheimnisse zu erfahren. Das alte Haus gehörte einst einem brutalen Walfänger, der anscheinend immer noch Rache an den neuen Besitzern des Hauses nehmen möchte. Ihre Urgroßtante hat damals zum Schutz des Hauses einen gefährlichen Pakt geschlossen. Was hat es damit auf sich? Und wo sind ihre Eltern?
Hochspannend, gruselig und einfach faszinierend
Die Geschichte kann mit sehr spannenden Szenen, unerwarteten Wendungen, mysteriös- schrägen Gestalten, aber auch mit wissenschaftlichen Erklärungen punkten. Ganz besonders sind auch die einzelnen Charaktere. Pellegrino ist äußerst sachlich und sehr klug, vor allem auf seinem Spezialgebiet, der Naturwissenschaft. Dabei vergisst er oft das alltägliche Drumherum und lebt ein wenig in seiner eigenen Forscherwelt. Petronella, die oft wegen ihrer Schneidezähne gehänselt wurde, möchte den Geheimnissen auf den Grund gehen und tritt teils in die Fußstapfen ihres Vaters. Neu zeigt sich im Polidorum ihre besondere Verbindung zu Tieren. Die kreative Roberta möchte nicht mehr als Kind behandelt werden und fühlt sich lange an den neuen Ort nicht willkommen. Besonders geheimnisvoll ist die Großmutter, die man definitiv nicht unterschätzen darf. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, aber es ist schon klar, dass wir bald in Teil 2 weiter lesen können.
Anja Fislage, Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis, Coppenrath Verlag 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.