Die schönsten Kinderbücher zum Thema Tod und Trauer

Die schönsten Kinderbücher zum Thema Tod und Trauer

Oktober 26, 2021 4 Von Maike

Es gibt wohl kaum ein Thema, das so schwierig mit Kinder zu besprechen ist wie Tod und Sterben. Manche Kinder interessieren sich schon früh dafür, fragen, warum Menschen und Tiere sterben müssen und was nach dem Tod passiert. Hier bietet sich natürlich gut an, das Thema mit altersgerechten Kinderbüchern anzusprechen. Dann gibt es auch natürlich Fälle, wo Kinder aktuell betroffen sind, weil in ihrem Umfeld jemand gestorben ist und viele Fragen sowie viel Wut und Trauer da sind. Auch in diesen Fällen ist es oft gut, mit einem Buch etwas in der Hand zu haben, mit dem man ins Gespräch kommen kann. Kinder sollen sich in ihrer Trauer verstanden fühlen und vielleicht einige Antworten auf ihre Fragen finden können. Nicht jedes Trauerbuch eignet sich für jede Situation und für jedes Kind. Wir hoffen, mit dieser Sammlung ein wenig Hilfe bieten zu können, um das geeignete Buch zu finden.

Sterben im Alter

„Für Opa scheint jetzt immer die Sonne“

Mia und ihr Opa haben viel gemeinsam: sie schwimmen unheimlich gerne, lieben es im Garten zu buddeln und essen am liebsten Apfelkuchen. Opa ist schon ziemlich alt, aber ist noch gerne zusammen mit seiner Enkelin im Garten, legt mit ihr neue Beete an und erklärt ihr alle Namen der Blumen. Als der Herbst kommt, erklärt ihr Opa, dass er bald nicht mehr in seinem Garten sein kann, denn er zieht um in ein Seniorenheim. Dort ist er nicht allein und bekommt die Hilfe, die er benötigt. Die Monate vergehen und im Frühjahr holt sie zusammen mit Mama Opa immer wieder zu kleinen Spaziergängen ab. Das Mädchen bemerkt, dass ihr Opa nicht mehr so schnell wie früher ist und auch sehr schnell erschöpft zu sein scheint. Sie berichtet ihm viel von seinem Garten und er freut sich sehr, dass Mia sich so kümmert.

Zusammen mit ihm schaut sie sich gerne Fotoalben aus der Zeit an, als Opa noch jung war. Eines Tages muss Opa ins Krankenhaus und Mia merkt, dass ihre Eltern sich wirklich Sorgen machen. In der Nacht stirbt Opa und Mama, Papa und Mia halten sich gegenseitig ganz fest gedrückt. Kurz darauf ist die Beerdigung und viele Menschen, die Opa kannten, sind versammelt. Mias Mama erklärt ihr, dass niemand genau sagen kann, wo Opa nun ist, aber das viele Menschen glauben, dass die Verstorbenen nun im Himmel sind. Für sie ist aber klar, dass er immer bei ihnen bleibt, in ihren Erinnerungen und wenn sie über ihn erzählen.

Traurig zu sein gehört dazu, wenn man von einem Menschen Abschied nehmen muss. Das wird Mia und auch allen Leser*innen klar. Wichtig sind dann unsere Erinnerungen an die Verstorbenen, denn die bleiben uns! Bei der Lektüre dieses Buches wird es den meisten wahrscheinlich schwer fallen, keine Tränen in den Augen zu bekommen. Das Leben mit Opa nimmt hier deutlich mehr Raum als als der Tod und die Zeit danach. Und das ist gut so! Mia begleitet ihren geliebten Opa in seinen letzten Lebensjahren und merkt, wie er schwächer und kränker wird. Ihre Zuneigung bleibt aber die ganze Zeit gleich.

Die Geschichte wird kindgerecht, sanft und gleichzeitig emotional erzählt. Das Zusammenspiel mit den wunderschönen und sehr atmosphärischen Illustrationen ist äußerst gelungen. Besondere Details, wie beispielsweise eine kleine Amsel, die den Opa immer zu begleiten scheint, sind auch zu finden. Es gibt auch ein kleines „Büchlein im Buch“, das Mia in der Geschichte für ihren Opa gestaltet hat. Eines der emotionalsten, einfühlsamsten und schönsten Kinderbücher zu dem Thema!

Katja Reider, Malin Hörl, Für Opa scheint jetzt immer die Sonne, Coppenrath Verlag 2022.

„Opa hat seinen Hut vergessen“

Die fünfjährige Ida liebt es sehr zu schaukeln, am liebsten ganz schnell und hoch. Das kann sie am besten mit Opa Heinz, dem das Schaukeln nie zu viel wird. Schon als sie ein Baby war, hat Opa sie geschaukelt und sich so darüber gefreut. Dabei trägt Opa immer einen Hut, egal bei welchem Wetter. Der Donnerstag ist immer Idas Opatag, an dem er sie vom Kindergarten abholt. Diesen Donnerstag ist aber alles anders. Papa wartet am Kindergarten auf sie und erklärt ihr mit ganz trauriger Stimme, dass Opa heute gestorben ist. Zuhause ist auch Mama ganz traurig und weint viel. Idas Vater erklärt ihr, dass jeder Mensch anders trauert. Die einen weinen, die anderen schweigen und möchten sich am liebsten verkriechen.

Das Mädchen hat viele Fragen. Kommt Opa nie mehr wieder und kann nie wieder schaukeln? Ida erfährt, dass alle Menschen mal sterben müssen und dass das meist dann passiert, wenn man alt oder sehr krank ist. Auch im Kindergarten ist der Tod ihres Opas ein Thema und die anderen Kinder berichten, was sie darüber wissen. Ein Mädchen sagt, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt, ein anderer meint, dass man in neuen Körper wiedergeboren wird. Mit Oma redet sie darüber, dass Opa bald beerdigt wir und Ida überlegt, was nun aus seinem Hut wird. Sie legt ihn nach der Beerdigung auf sein Grab.

Einfühlsam wird hier vom Tod des geliebten Opas und den Gefühlen der Hinterbliebenen erzählt. Der Grund für den Tod wird bewusst offen gelassen, eine Krankheit oder Dergleichen wird nicht erwähnt. Auf verschiedene Situationen wird hier besonders gut eingegangen. Wir lesen von verschiedenen Arten zu trauern und von unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. Das Kind ist sehr traurig, aber gleichzeitig auch neugierig und voller Fragen. Wir empfehlen es für Kinder ab ca. 4 Jahren.

Elena Berz, Marine Ludin, Opa hat seinen Hut vergessen, Windy Verlag 2022.

„Füchslein in der Kiste“

Mitten auf einer Lichtung im Wald stellt der Fuchs eine lange Kiste ab, legt sich daneben und schläft laut schnarchend. Die Kaninchen darum herum stauen über die Kiste und fragen sich wohl, was das für ein Ding ist. Sollen da wohl Kaninchen eingesperrt werden?

Doch als der Fuchs wieder aufwacht, kann er sie alle beruhigen. Darin befinden sich nur Dosen mit Tomatensuppe, denn mehr kann das alte Tier ohne Zähne eh nicht essen. Die Kaninchen trauen sich an ihn heran, probieren sogar von seiner Tomatensuppe und fangen an, mit dem Fuchs zu spielen. Er erzählt den Kleinen, was er früher so erlebt hat, wie seine 28 Kinder heißen und dass seine Fuchsfrau von einem Jäger erschossen wurde.

Die Kaninchen lernen vom ihn das Schleichen und sie tanzen zusammen um ein Lagerfeuer. Die Kaninchen kümmerten sich liebevoll um den alten Fuchs, bis er ihnen mitteilt, dass er bald gehen muss. Wohin, das weiß er nicht genau, aber dort wird es bestimmt schön sein. In seiner Kiste stirbt der alte Fuchs. Die Kaninchen singen ihm zum Abschied ein Lied und denken auch später noch oft an ihn. Dann essen sie Tomatensuppe und erzählen sich seine Geschichten.

Ein einfühlsames und auch schon für kleinere Kinder gut verständliches Buch, das ganz ohne religiöse Bezüge auskommt. Der alte Fuchs weiß, dass er sterben muss und verbringt noch ein paar schöne letzte Tage mit den Kaninchen. Ein erfülltes Leben geht zu Ende und die Kaninchen halten ihn gut in Erinnerung.

Antje Damm, Füchslein in der Kiste, Moritz Verlag 2020.*

„Geht Sterben wieder vorbei?“

Marlene und Paul machen so viele schöne Sachen mit ihrem Opa – bis er schwächer und schwächer wird und nur noch im Bett liegen kann. An seinem schwachen Herzen stirbt er zuhause in seinem Bett und die beiden Kinder können es einfach nicht verstehen. Ist er vom Sterben bald wieder gesund? Wird er nie wieder Geschichten erzählen? Schon kurz darauf kommt eine Bestatterin nach Hause, es wird über Särge und Beerdigungen geredet und der Opa gewaschen und schick angezogen. Als er im Sarg liegt, dürfen die Kinder noch einmal zu ihm, bevor er in einem Krematorium verbrannt wird. Opa fühlt sich ganz kalt an, ohne Leben. Die Kinder möchten wissen, was nun mit Opa geschieht und die Mutter erklärt, dass er wohl an einem schönen Ort ist, den man nur nach dem Tod kennen lernt.

Am nächsten Tag findet die Trauerfeier statt und viele in schwarz gekleidete Menschen sind dabei. Ein Pfarrer erzählt Geschichten aus dem Leben des Opas und sie beten für ihn. Danach ziehen alle weiter zum Friedhof, wo Opas Urne in ein Grab kommt. Marlene streut ein paar Rosenblätter darauf und ist sehr traurig. Wochen später ist die Traurigkeit etwas besser, aber immer noch da. Alle denken noch viel an Opa.

Neben der Geschichte der beiden Kinder gibt es Informationstexte, in denen vieles zum Thema erklärt wird. Warum stirbt jemand? Weinen dann alle Menschen und ist man immer traurig? Warum werden tote Menschen gewaschen? Es wird z.B. erklärt, wie eine Beerdigung anlaufen und und was Menschen sich für die Zeit nach dem Tod vorstellen. Ein Buch für Kinder ab 5 Jahren, das Geschichte und Sachbuch einfühlsam und gut verständlich miteinander verbindet.

Mechthild Schroeter – Rupieper, Imke Sönnichsen, Geht Sterben wieder vorbei, Gabriel Verlag 2020.

„Nie mehr Oma -Lina – Tag?“

Jeden Mittwoch holt Oma Lina -die eigentlich die Nachbarin ist – Jasper von der Schule ab und backt mit ihm leckere Pfannkuchen nach ihrem Geheimrezept. Doch an diesem Mittwoch holt ihn seine Mutter ab und berichtet, dass Oma Lina heute noch ins Krankenhaus muss. Jasper kann sie zuhause noch sprechen und sie gibt ihm ihr Pfannkuchenheft mit der Bitte, weiter Backen zu üben, während sie im Krankenhaus ist. Er ist ein wenig traurig und hat am Abend gar keinen richtigen Hunger. Seine Eltern erklären ihm, dass Lina Probleme mit dem Herzen hat und der Arzt sich Sorgen macht. Jasper interessiert, wie das eigentlich ist, wenn jemand stirbt und sein Vater erklärt ihm was große und kleine Abschiede sind.

Am nächsten Tag kommt der Anruf, dass Lina gestorben ist, weil ihr Herz alt war und aufgehört hat zu schlagen. Zusammen fahren sie noch ins Krankenhaus, um dort Abschied zu nehmen. Sie ist nun nicht mehr bei ihnen, so erklären sie, sondern bei Gott und dort nie alleine. Wahrscheinlich lebt und lacht sie dort so fröhlich weiter wie auf Erden. Nun muss einiges erledigt werden: sie müssen mit einem Bestatter sprechen, Karten verschicken und einen Sarg aussuchen. Mit einem Pfarrer reden sie über die Trauerfeier, auf der Jasper sogar das Lieblingsgedicht von Oma Lina vorträgt. Sie beten gemeinsam auf dem Friedhof und Jasper verabschiedet sich. Anschließend trinken sie mit allen Freunden von Oma Lina Kaffee und Jasper backt leckere Pfannkuchen nach ihrem Lieblingsrezept.

Mit der Erklärung eines Lebens nach dem Tod bei Gott im Himmel eignet sich das Buch besonders gut für Familien mit einem (christlich-) religiösen Hintergrund. Es wird gezeigt, dass auch der Tod von Nicht – Verwandten, die einem eine ganze Menge bedeuten, tiefe Trauer hinterlassen kann. Das tröstliche Ende ist wieder ähnlich wie in den meisten anderen Büchern: in der Erinnerung lebt der geliebte Mensch weiter.

Hermien Stellmacher, Barbara Korthues, Nie mehr Oma -Lina – Tag? Gabriel Verlag 2021.

Ganz ähnlich aufgebaut ist auch „Nie mehr Wolkengucken mit Opa?“ von Martina Baumbach und Verena Körting. Der Opa kommt ins Krankenhaus uns stirbt auch dort. Die Enkelin vermisst ihn sehr, trauert mit der Familie und erlebt die Beerdigung. Hier gibt es die Vorstellung, dass Gott die Seele des Verstorbenen in den Himmel geleitet. Am Ende sieht das Kind den Opa in einer Wolkenformation, wie er in einem Wolkenbaum Kirschen pflückt.

„Heiße Milch mit Honig“

Kleiner und großer Bär sitzen zusammen in ihren Lieblingssesseln und trinken einen Becher heiße Milch mit Honig. Bald steht ihnen der Winterschlaf bevor und der kleine Bär hat schon große Pläne, was sie danach machen werden. Er möchte mit ihm viele Spiele machen, Pfannkuchen backen, Lieder singen und ein ganz, ganz großes Baumhaus bauen. Und natürlich gibt es auch wieder jeden Abend einen Becher ihres Lieblingsgetränkes mit einem Keks dazu. Das wird toll. Nun ist es aber Zeit für den Winterschlaf, denn großer Bär ist sehr müde.

Im nächsten Frühjahr wacht der kleine Bär auf und läuft zum anderen Bett. Doch Großer Bär ist nicht mehr dort, aber alle anderen Freunde und Nachbarn. Er ist sehr traurig, jetzt und auch in der nächsten Zeit. Er hat Bauchweh und fast gar keinen Blick für die anderen, die sich sehr um ihn bemühen. Sie spielen mit ihm, musizieren und bauen ein großes Baumhaus, so wie sich das Kleiner Bär vorgestellt hat. Nun lächelt er ab und an wieder und nach einem Jahr auch noch mehr und mehr. Nur, wenn zum Beispiel etwas schief geht, fehlt ihm Großer Bär sehr und er wird wieder traurig. Dann trinken alle Freunde zusammen eine heiße Milch mit Honig und denken an ihren alten Freund.


Besonders schön ist hier, dass dem Gefühl der Trauer Raum gegeben wird. Natürlich ist der Kleine völlig erschüttert, dass sein großer Freund nicht mehr da ist und all das, was er sich vorgenommen hat, nicht mehr gemeinsam möglich sein wird. Die Freunde sind hilfreich und wichtig, aber die Trauer ist da – und darf da sein. Am Ende wird deutlich: es wird besser, aber nie mehr ganz wie vorher. Aber dann ist da wieder der Zusammenhalt der anderen, der tröstet – und die schönen Erinnerungen.
Liebenswert illustriert, mit wenig Text und starkem Ausdruck – eine Empfehlung für Kinder ab ca. 4 Jahren.

Frank Daenen, Heiße Milch mit Honig. Eine Geschichte, die wärmt und tröstet, Bohem Verlag 2020.

„Morgen bin ich Sternenlicht“

Das Buch von Sandra Dieckmann ist wunderschön illustriert und macht mit einer berührenden und poetischen Geschichte deutlich, dass die Erinnerung immer bleibt. Und das ist sehr tröstlich, für Kinder ab 4 Jahren.

Fuchs und Wolf sind die besten Freunde und lieben es, den Tag gemeinsam zu verbringen. Sie jagen am Fluss entlang, führen lange Gespräche, baden und wandern dem Sonnenuntergang entgegen. Als so ein schöner Tag dem Ende zugeht, möchte Wolf, dass Fuchs ihm verspricht, sich immer an diese schönen Tage zu erinnern. Denn morgen, so weiß der Wolf schon, ist er Sternenlicht. Am nächsten Tag geht Fuchs wieder los, um den Freund zu suchen. Doch er ist nirgendwo zu finden, nicht in seiner Höhle, nicht am am Lieblingsplatz am See.

Fuchs erinnert sich an die Aussage vom Vortag und steigt auf den Berg, um den Sternen näher zu sein und ihn vielleicht dort zu finden. Ihr Ruf hallt laut in die Nacht hinein und in ihrer Trauer zieht sie die Sternendecke vom Himmel und hüllt sich damit ein. Um sie herum wird es dunkel und Wolf bleibt weiterhin verschwunden. Sie fängt an zu Weinen und erinnert sich gleichzeitig in den wunderschönsten Farben an die gemeinsamen Erlebnisse mit Wolf. Fuchs wird klar, dass es keinen Sinn macht, länger im Dunkeln zu bleiben. Sie möchte weiter ihr Leben führen, spielen und schwimmen. Bei all der Trauer bleiben die gemeinsamen Erlebnisse mit Wolf für immer.


Die Botschaft des Buches ist ebenso emotional traurig wie auch schön. Es wird klar, dass die vielen schönen Erinnerungen, die man an eine Person hat, sehr wertvoll und tröstend sein können. Fuchs versinkt hier stellenweise in der Dunkelheit und Trauer, hier metaphorisch dargestellt. Durch diese Erkenntnis kommt sie dort aber wieder heraus, immer noch traurig, aber auch mit dem Gedanken, dass sie trotz allem weiter etwas Schönes erleben möchte. Hier wird der Trauer Raum gegeben, alle Gefühle ernst genommen, aber auch Hoffnung für das weitere Leben ohne diese Person gegeben. Das silbrig glänzende Cover und die wunderschönen Illustrationen runden das wertvolle Trauerbuch perfekt ab.

Sandra Dieckmann, Morgen bin ich Sternenlicht, Loewe Verlag 2021.

Ein Pappbilderbuch: „Ich denk so sehr an dich“

Wenn die ganz Kleinen einen geliebten Menschen verlieren, wenn beispielsweise die Oma oder der Opa – wie hier in dem Buch – gestorben ist, ist alles anders. Schon in dem Alter ist es so wichtig, die Kinder in ihrer Trauer, mit ihren Gedanken und Fragen aufzufangen und mit ihnen darüber zu sprechen. Da können Bücher wie „Ich denk so sehr an dich“ von Erwin Grosche und Stefanie Messing vielleicht dabei helfen.

Mit einem wunderschönen Trostgedicht und ganz liebenswerten, kindgerechten Illustrationen begleitet man ein Kind, das sich an die gemeinsame Zeit mit dem Opa erinnert. An die Spiele, das gemeinsam gegessene Eis, das Toben im Gras und das Sterne Gucken. Und das Kind ist sich sicher: wenn es an den Opa denkt, ist er stets ein Teil von ihm. Und das wird für immer bleiben.

Ein wunderschönes Pappbilderbuch für Kinder ab 2 Jahren mit einer tröstenden Botschaft. Ideal, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen und sie bei den vielen aufkommenden Gefühlen zu begleiten.

Erwin Grosche, Stefanie Messing, Ich denk so sehr an dich.

Tod der Eltern

„Für immer“

Eigentlich sieht der Weg in den Kindergarten aus wie immer – die gleichen Blumen, die gleichen Straßen. Aber alles ist anders als sonst. Denn der Junge ist nun ein „Zurückgebliebener“ – so bezeichnet er sich selbst, weil er jemanden für immer verloren hat. Dagegen gibt es keine Medizin, die ihm und seiner Mutter helfen könnte, obwohl sie beide so etwas gerne hätten.

Für immer, so kann er genau erklären, ist eine so lange Zeit, wie man sie sich kaum vorstellen kann. Seit dem Verlust sind die Menschen anders zu ihm. Manche flüstern nur noch, wenn sie ihn sehen, andere streicheln über seinen Kopf und wieder andere versuchen verzweifelt, ihn zum Lachen zu bringen. All diese kann er nicht gut haben. Er fühlt sich, als ob er fallen würde, seit sein Papa wegen etwas Bösem in seiner Brust gestorben ist. Aber irgendwie geht es für ihn und seine Mutter weiter, irgendwie ist immer ein Stück Papa in ihm.

Mit kindgerechten Illustrationen, die auf das Wesentliche reduziert sind, berichtet ein Junge von seinen Gefühlen und Erfahrungen nach dem (Krebs-) Tod seines Vaters. Seine Trauer, Verzweiflung und seine Ohnmacht werden ganz deutlich, ebenso wie die Sprachlosigkeit der anderen Menschen. Keiner weiß so recht, wie er oder sie mit Egon umgehen soll und für ihn ist es auch nicht leicht. Der Trauer wird ganz klar Raum gegeben, die unglaubliche Veränderung wird mehr als deutlich. Aber auch die Hoffnung, dass es weiter gehen wird. Den roten Drachen vom Cover hält das Kind in jedem Bild fest -als Trostanker, als roter Faden? Es hat auf jeden Fall eine sehr emotionale Komponente, auch wenn im letzten Bild der Drache steigen gelassen wird. Ein wunderschönes, gleichzeitig tieftrauriges und Mut machendes Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren.

Kai Lüftner, Katja Gehrmann, Für immer, Beltz & Gelberg Verlag 2013

„Eine Tüte voll Papa“

Jeden Samstagmorgen geht das Kind Hand in Hand mit dem Papa zur Bäckerei, um Brötchen und Brezel zu kaufen. Wie gerne es auch so einen leckeren Zuckerkringel hätte! Bei den nächsten Malen geht Papa langsamer und Mama muss ihn sogar stützen – bis Papa nie wieder zur Bäckerei geht. Das Kind möchte sich am liebsten verkriechen und sucht Trost bei der Jacke des Vaters. Dort drin steckt noch eine alte Bäckertüte, die vertraut knistert. Wo Papa wohl jetzt ist? Auch bei der Beerdigung hat es die Tüte in der Hand, während viele schwarz gekleidete Leute dem Kind über den Kopf streichen. Die Monate gehen dahin und als der Frühling wieder kommt, geht das Kind an Mamas Hand zur Bäckerei.

Das Buch erzählt behutsam und leise vom Verlust eines Elternteiles. Man erfährt nichts von den Hintergründen, warum der Vater stirbt, wie lange er schon krank ist. So lässt sich das Buch auf viele verschiedene Situationen anwenden und bietet Anlässe zum Gespräch. Ganz ohne Besprechung sollte es natürlich nicht gelesen werden. Wir empfehlen es für Kinder ab 4 Jahren.

Marion Hübinger, Sonia Eliashvili, Eine Tüte voll Papa, Rieder Bücher 2022.

Ein Kinderbuch über Suizid: „Leben ohne Mama Maus“

Diese Buch zum schwierigen Thema ist in drei große Abschnitte unterteilt. Zunächst erfahren wir etwas über das Leben der Mäusefamilie, in der Mama Maus und Papa Maus ihre Kinder sehr lieb haben. Eines Tages bekommt die Mutter allerdings eine Krankheit, die man auf den ersten Blick von außen aber nicht sehen kann. Eine dunkle Wolke schien über ihr zu schweben, die ihr Leben mehr und mehr veränderte. Sie fand kaum noch Kraft für den Alltag und hatte alle Freude verloren. Die Ärzte im Krankenhaus konnten ihr eine Zeit lang helfen und die Wolken vertreiben, aber sie kamen wieder. Jetzt ging die Mutter aber auch Angst und Scham nicht wieder in das Krankenhaus und vertraute sich niemandem an.

Mama Maus wusste keine andere Lösung mehr und ging zur Katze, mit der Absicht, dass diese ihr Leben beendet. Sie war sich sicher, dass dies die beste Lösung für ihr Problem war. Als ein Polizist der Familie die Nachricht überbrachte, waren alle unglaublich traurig und weinten lange. Auch nach der Beerdigung kamen noch viel Trauer und eine Menge Fragen waren auch dabei. Nach und nach lernte jedes Kind, auf seine eigene Art und Weise mit dem Verlust umzugehen.

Im zweiten Teil des Buches verrät eine kleine Maus den lesenden Kinder, was sie tun können, um mit solchen Verlusten in irgendeiner Art und Weise umzugehen. Wie kann man Erinnerung bewahren, wie besondere Tage begehen und welche Hilfen kann man sich von außen holen? Die Maus erklärt auch noch einiges über die Krankheit namens „Depression“, wie sich Menschen damit fühlen und was man deswegen unternehmen kann. Am Ende des Buches gibt es noch 30 Seiten mit zahlreichen Informationen für Erwachsene, die dabei helfen können, mit dem Thema Suizid umzugehen. Wie kann man auf mögliche Kinderfragen antworten? Wie unmittelbar nach dem Ereignis oder bei der Beerdigung mit den Kindern umgehen? Es werden hilfreiche Rituale vorgestellt und nützliche Adressen für Beratungen genannt.

Ein sehr kindgerechtes, liebevoll geschrieben und gestaltetes Kinderbuch, das Familien in diesen Situationen sicherlich eine sehr große Hilfe sein kann.

Verena Gärtner, Melanie Gräßer, Annika Botved, Leben ohne Mama Maus. Ein Kinderfachbuch über Suizid in der Familie, Mabuse Verlag 2022.

Bücher zum Thema allgemein

Auf Wiedersehen, kleiner Vogel! Eine Geschichte über Abschiednehmen und Tod“

Die drei Freunde Lotta, Ole und Paul toben durch den bunten Herbstwald. Überall liegen Blätter und Kastanien und man kann ganz wunderbar spielen. Doch plötzlich entdeckt Ole zwischen den bunten Blättern einen Vogel. Paul, der Älteste, erklärt, dass der Vogel tot sei und nun gar nichts mehr machen könne. Nicht spielen, fliegen, Kuchen essen oder irgendwo anders hingehen. Gemeinsam überlegen sie, was sie nun mit dem Vogel machen sollen. Lotta erinnert sich an die Beerdigung ihrer Oma und berichtete davon. Alle, inklusive der Oma, waren richtig schick und sie haben um ein großes Loch herum gestanden, in das Oma hinein gelegt wurde. Und das wollen sie nun auch mit dem Vogel machen. Sie holen Schaufeln aus dem Schuppen und graben im Garten ein kleines Loch.

Der Vogel wird gekämmt und darf auch noch Lottas Lieblingskette tragen. Die Kinder überlegen, ob es nicht sehr traurig sei, wenn jemand tot ist. Paul erklärt aber, dass Tote in den Himmel kommen und dort sicherlich nicht alleine sind. Besuchen kann man sie aber dort nicht, auch nicht ganz kurz. Aber man kann fest an sie denken und deswegen sind die Verstorbenen nie ganz weg. Die Kinder wickeln den Vogel in ein Taschentuch und begraben ihn. Dabei singen sie ihm ein schönes Herbstlied und verabschieden sich. Damit der Vogel im Himmel zu Lottas Oma findet, schreiben sie noch einen kleinen Brief, den sie an einem Ballon in den Himmel steigen lassen.

Die Geschichte ist sehr lebensnah und nah an der Perspektive der Kinder dran. Ein totes Tier haben die meisten wahrscheinlich schon einmal irgendwo gesehen und das eine oder andere Kind war schon wie Lotta bei einer Beerdigung. Das Buch ist ganz wunderschön von Günther Jakobs illustriert und auch das herbstliche Setting passt schön zum Thema.

Maja Bach, Günther Jakobs, Auf Wiedersehen, kleiner Vogel! Eine Geschichte über Abschiednehmen und Tod, Coppenrath Verlag 2020.

„Die besten Beerdigungen der Welt“

Als Klassiker unter den Büchern zu dieser Thematik gilt „Die besten Beerdigungen der Welt“ von Ulf Nilsson und Eva Eriksson. Mir hat es nicht so besonders gut gefallen, viele andere mögen es aber zu dem Thema.

Ester und ihrem Freund ist langweilig – bis sie eine tote Hummel finden und auf die Idee kommen, diese würdevoll zu beerdigen. Sie schwingt den Spaten, er dichtet ein Gedicht und schon findet die erste Beerdigung vor. Eine Idee kommt ihr in den Kopf: überall müssten doch tote Tiere liegen und niemand kümmert sich um sie. Das ist nun der Job der beiden, zusammen mit Esters kleinem Bruder, der auch noch hilft. Wildtiere, Haustiere der Nachbarn, der geköpfte Hahn des Vaters – alle kommen, begleitet von einem Gedicht, unter die Erde. Ester möchte gerne große, richtige Tiere beerdigen und hat den Wunsch danach, unbedingt mehr tote Tiere zu finden. Also sucht sie gut gelaunt nach überfahrenen Tieren. Aber auch lebende Ameisen würde sie wohl beerdigen, dann würden die schon sterben. Hier waren meine Kinder dann raus, das wollten sie nicht weiter lesen – und ich auch nicht wirklich. Am Ende sind sie auch noch direkt dabei, als eine Amsel stirbt.

Die Sprache ist nicht immer nett. „Mir dir ist verdammt nochmal nichts los.“ „Dummes Kind.“ – Ester kann ganz schön schimpfen. Dass Kinder fasziniert vom Thema Sterben sind, sich tote Tiere anschauen und das auch gerne, das kann ich natürlich verstehen. Aber sich mehr und mehr tote Tiere wünschen, auch lebende Insekten beerdigen wollen – das war alles nicht so unser Fall. Dass der kleine Bruder nun immer an seinen eigenen Tod denkt und deswegen Angst hat und weint, auch nicht so. Als Buch zu einem aktuellen Trauerfall würde ich es auf keinen Fall empfehlen. Wenn, dann eher „so zwischendurch“, um zu zeigen, dass der Tod zu unserem alltäglichen Leben dazu gehört.

Tod eines Haustieres

„Wenn Engel bellen“

Ellie hatte den besten Hund der Welt und freute sich jeden Tag sehr auf ihn, wenn sie aus der Schule kam. Doch eines Tages war der Hund nicht mehr da und nur ihre traurige Mama wartete auf sie. Sie konnte es nicht fassen, wie sollte ein Leben ohne Karlo nur aussehen? Sie hatte ihm doch alles anvertrauen können und so schön gespielt. Auch ihre Eltern waren sehr traurig. In der Nacht, nachdem sie eingeschlafen war, sah sie auf einmal Karlo neben sich, ganz groß und leuchtend. Sie freute sich, dass sie auf seinen Rücken steigen konnte und mit ihm durch den Wald sausen konnte. Sie toben herum und fangen ein paar der wunderschönen Glühwürmchen, die überall zu sehen sind.

Zusammen sitzen die beiden noch lange im hell erleuchteten Gartenzelt, dass sie ihrem Hundefreund noch so gerne hatte zeigen wollen. Ellie fallen viele schöne gemeinsame Momente ein und sie merkt, dass ihr Herz ganz voll von diesen ist. Sie musste nach dem Aufwachen ihren Eltern davon berichten und sieht, wie die beiden gerade dabei sind, Glühwürmchen wie aus ihrem Traum auf Karlos altes Kissen zu sticken.

Ganz poetisch und voller Gefühl berichtet Mareike Ammersken von einem Kind, das den Tod des geliebten Haustieres zu verkraften hat. Besonders gut finde ich hier, dass deutlich wird, dass nicht nur das Kind traurig ist – auch die Eltern vermissen den Hund. Die Geschichte kommt mit wenigen Worten aus, die bezaubernden Illustrationen tragen einen großen Anteil der Emotionen. Wunderschön für Kinder ab 4 Jahren, die ein Tier betrauern.

Mareike Ammersken, Wenn Engel bellen, mit Illustrationen der Autorin, Dressler Verlag 2021.

Bücher zum Eintragen

„Weil du mir so fehlst“

Nach einem Vorwort für die Kinder sowie einem für die Erwachsenen begegnet man einem Bären, der sehr traurig ist. Er würde sich gerne freuen, über den Frühling und den schönen Tag, aber es geht nicht. Jemand, den er sehr lieb hatte, ist weg – für immer. Er versucht sich abzulenken, aber das Gefühl der Trauer kommt immer wieder zu ihm zurück. Er versteht nicht, warum das passiert ist und warum sich die Welt für die meisten anderen so weiter dreht wie bisher. Denn für ihn ist alles anders. Aber ganz sicher werden irgendwann wieder schöne Tage kommen.

Nach diesem kurzen Textteil kommt nun ein zweiter Teil, in dem es für die trauernden Kinder so einiges zum Ausfüllen gibt. Es gibt Platz für Fotos, für Fragen, die im Kopf herum schwirren und für Gefühle, die raus müssen. Es gibt einen Brülleimer, den man mit Wut und Trauer füllen kann und Erinnerungsgläser zum Füllen mit schönen Momenten. Danach geht es wieder hinüber zum kleinen Bären und seiner Trauer. Er hat heute trotz allem einen schönen Tag in der Sonne verbracht. Als er nachts in den Sternenhimmel blickt, weiß er, dass seine geliebte Person eigentlich immer nah bei ihm ist.

Das Buch ist extra so offen gehalten, dass es zu jeder Art von Verlust passen kann. Beim Bären erfährt man nicht, ob z.B. eine Freundin gestorben ist oder ein Verwandter. Es ist viel Platz für die eigene Trauer, Wut und auch für Fragen. Es kann Kindern als eine Art Begleiter helfen, mit ihrer Traurigkeit klar zu kommen.

Denn diese darf sein, das wird immer wieder klar. Aber es besteht auch die Hoffnung darauf, dass es wieder gute und fröhliche Tage geben wird. Mit Hilfe ist „Weil du mir so fehlst„* schon für Kinder ab 5 Jahren geeignet, aber gerade wegen der Eintrageseiten auch besonders gut für Ältere geeignet, die es selbst ausfüllen können.

Ayse Bosse, Andreas Klammt, Weil du mir so fehlst. Dein Buch fürs Abschied Nehmen, Vermissen und Erinnern, Carlsen Verlag 2016.

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Die Bücher wurden uns zum Teil von den Verlagen für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

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