Ein Comic für mehr Selbstwertgefühl -„nIcht genug“
Beliebt sein, sportlich und cool sein, sich nach neuester Mode kleiden können und diverse Talente haben – solche Wünsche haben wohl viele Kinder ab einem gewissen Alter. Viele können aber wohl – zumindest in der Nachbetrachtung – eingestehen, dass dieses oft dazu führt, dass man sich selbst allzu sehr verbiegt und unglücklich wird. Mit „nIcht genug“ von Maria Scrivan ist nun ein Tagebuchroman in Comicform erschienen, der sehr nah am Schulalltag vieler Kinder ab ca. 10 Jahren ist und genau dieses aufgreift. An Ende steht die wertvolle Botschaft „Du bist genau richtig, so wie du bist!“.
Ein starkes Mädchen geht ihren Weg -mit Umwegen
Natalie hat eine gute Freundin, coole Eltern, einen Hund und eine Katze. Aber sie hat ständig das Gefühl, dass sie alles nicht genug kann bzw. ist. Sie hat kein besonders Talent, ist nicht sehr sportlich und kann keine besonderen Erfolge nachweisen. Leider ist ihre Freundin Lily, die ihr ein so großer Halt war, ans andere Ende der Stadt gezogen und hat seitdem nicht mehr wirklich viel Zeit für sie. Als dann der erste Tag an der neuen, großen Schule kommt, hofft sie noch sehr auf Lily und ihre Rituale. Aber die hat anscheinend eine neue, richtig coole Freundin gefunden und keinen Blick mehr für sie übrig. Sie steckt ihr sogar einen Brief zu, in dem sie ihr mitteilt, dass sie sich an der neuen Schule nicht mehr mit ihr abgeben möchte. Auch den einen oder anderen fiesen Spruch bekommt sie nun von ihr zu hören.
Natalie trifft auf Zoe, ein Mädchen, das wirklich nett zu ihr ist, hängt aber weiter an der alten Freundin. Sie überlegt, was sie nur machen kann, um cooler zu werden und wieder ihre Aufmerksamkeit erlangen zu können. Ein anderer Kleidungsstil? Ein cooler Sport oder die Hauptrolle beim Schultheaterstück? Sie würde auch so gerne beim Geschichtenwettbewerb teilnehmen. Aber dann hält Natalie sie vielleicht noch mehr für einen Nerd als eh schon? Zum Glück bestärken sie andere Mitschüler*innen und sie erkennt, dass sie sich nicht verstellen muss.
Starke Botschaft, nah am Schulalltag
Viele Kinder können sich in die Situation von Natalie hinein versetzen und man selbst leidet von Beginn an mit ihr mit. Wie gemein ist es auch, von der besten Freundin so versetzt und auch noch gemobbt zu werden?! Man möchte ihr zurufen, dass sie dieses Mädchen doch vergessen soll. Sie versucht sich zu ändern, überlegt, wie sie es anderen recht machen und „Peinliches“ vermeiden kann. Dabei gibt sie sich, ihre Stärken und Vorlieben fast auf.
Zoe, das neue Mädchen bestärkt sie immer darin, dass sie gut ist, so wie sie ist und dass sie sich für ein gemeines Mädchen wie Lily nicht verbiegen soll. Das fällt Natalie mehr als schwer, denn sie hängt an dem, was früher war, an der guten Zeit, die sie mit der Freundin hatte. Ein Wendepunkt dort dafür, dass sie mehr und mehr an sich glaubt und einsieht, dass sie es niemandem recht machen muss. Mit sehr leicht zu lesenden Dialogen und ausdrucksstarken Illustrationen wird hier aus der Ich – Perspektive eine Geschichte über Freundschaft und Veränderung, Mobbing und Stärkung des Selbstwertgefühls erzählt. Dass dies im Comic – Stil geschieht, passt ganz wunderbar, um all dem Ausdruck zu geben und die Zielgruppe zu erreichen. Der Verlag empfiehlt es für Kinder ab 8 Jahren, ich würde es tatsächlich ein bis zwei Jahre später ansetzen – je nach Kind.
Maria Scrivan, nIcht genug, Loewe Graphix, aus dem Amerikanischen von Harriet Fricke, Loewe Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.