Ein norwegisches Märchen als Graphic Novel: „Der Eisbärpinz“
Eure Kinder lesen gerne Comics bzw. Graphic Novels? Dann haben wir hier einen ganz besonderen Bücherschatz für euch. Bei „Der Eisbärprinz“ von Maja Lunde und Hans Jørgen Sandnes kann man sich nicht nur an den wunderschönen Illustrationen kaum satt sehen. Aber auch die emotionale Geschichte, bei der es sich um die Nacherzählung eines alten norwegischen Volksmärchens handelt, kann begeistern. Sehr berührend, spannend und dramatisch, mit einer besonderen Botschaft – es ruft eigentlich nur danach, von Disney verfilmt zu werden.
Der verwandelte Prinz
Als ihre Eltern zu einem Jagdausflug aufbrechen, wünscht sich die verwöhnte Königstochter Eira, dass sie ihr das schönste aller Felle mitbringen. Die Jagdgesellschaft erblickt zwei Bärenjungen mit weichem Fell und beschließt, erst die Mutter und dann die Kleinen zu schießen. Doch die Bärin beschützt schwer verletzt ihre Kleinen und stößt König und Königin von einem hohen Fels hinab in den Tod, bevor sie selbst stirbt. Eira wird als Waise von ihren Angestellten behütet, die ihr jeden materiellen Wunsch erfüllen. Als sie älter war, kam ein Prinz aus einem benachbarten Königreich zu ihnen. Aufgrund seines freundlichen Wesens schlossen ihn alle ins Herz. Auch Eira war klar, dass er unbedingt ihr gehören soll.
Er erwidert ihre Zuneigung aber nicht, so dass sie zu schwarzer Magie greift. Als keine Zauberei Erfolg hatte, verwandelt sie ihn in einen Eisbären, damit ihn auch keine andere zur Frau haben kann. In der Nacht hat er noch seine menschliche Gestalt. Er darf aber niemandem sein Gesicht zeigen, sonst verwandelt er sich auch dann.
In einem anderen Erzählstrang lernen wir die verträumte Bauerntochter Liv kennen, die Tiere und Pflanzen liebt und neugierig durch die Welt geht. Leider unterlaufen ihr wegen ihrer mangelnden Konzentration bei der Arbeit immer wieder Fehler. Als sie eines morgens wie üblich alle Tiere im Wald begrüßt, trifft sie auch auf den Eisbären und schließt Freundschaft mit ihm. Bald merkt sie, dass der Eisbär sprechen kann. Er bietet an, dass sie den goldenen Kranz, den er auf dem Kopf trägt, haben kann, um ihre Familie vor dem Hunger zu retten.
Liv willigt ein, aber nur, wenn sie dafür für ihn arbeitet und ihn mit in die Berge begleitet. In seiner Höhle entdeckt das Mädchen nicht nur verzauberte Gegenstände, es merkt auch, dass der Eisbär sich nachts in einen Menschen verwandelt. Sie weiß, dass sie sein Gesicht nicht sehen darf, aber ihre Neugier siegt. Nun verwandelt die böse Magierin ihn vollends in einen Eisbären. Liv versteht, dass sie auch für die Hungersnot zuständig ist, die die Menschen gerade heimsucht. Sie muss sich Eira stellen!
Spannende Geschichte, tolle Botschaft, wundervoll illustriert
Wow, ist das eine spannende Geschichte! Eine böse gewordene Prinzessin (die am Ende ihren Fehler erkennt), eine sehr empathische und naturliebende Bäuerin und ein verzauberter Prinz sind hier in den Hauptrollen. Dazu lesen wir noch von Themen wie Dürren und Hungersnöten, Tierschutz und Nächstenliebe – und auch darüber, was im Leben wirklich wichtig ist. Die Botschaft ist ganz besonders und zeigt sich auch in dem Beruf, den die Bauerntochter nach ihrer Heirat mit dem Prinzen ergreift (Spoiler: Lehrerin). Die Illustrationen sind traumhaft schön und ein wirkliches Highlight. Wir empfehlen es für Kinder ab ca. 9 Jahren (ein paar blutige Stellen sind dabei).
Maja Lunde, Hans Jørgen Sandnes, Der Eisbärprinz, aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger, cbj Verlag 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.