„Flieg, Hummelchen, flieg!“
Es gibt nicht viele Bilderbücher in denen schwer oder chronische kranke Kinder eine Rolle spielen oder Pflegebedürftigkeit in irgendeiner Art und Weise thematisiert wird. Dabei ist es so wichtig, Betroffenen zu repräsentieren und andere Kinder zu sensibilisieren. In „Flieg, Hummelchen, flieg! Ein Mutmachbuch zum Lachen und Trösten“ erzählt Judith Beier zusammen mit Nora Imlau die Geschichte ihrer eigenen Familie und ihrer jüngsten Tochter, die schon mit schweren gesundheitlichen Problemen auf die Welt kam. Das Ganze wurde liebevoll illustriert von Lisa Rammensee und passt gut für Kinder ab 2 Jahren.
In der Hummelfamilie gibt es Mama und Papa und drei Kinder. Die jüngste der Schwestern ist krank und hat deswegen einen Schlauch am Bauch. Sie würde gerne wie die anderen hoch fliegen, aber hat nicht genügend Kraft dafür. Immer wieder muss das Hummelchen ins Krankenhaus, um dort Medizin zu bekommen, die sie stärker werden lässt und ihr bei der Krankheit hilft. An Tagen, an denen es ihr gut geht, klettert sie mit Hilfe der anderen Familienmitglieder auf Bäume, saust mit dem Schlitten den Berg hinunter oder hält Ausschau nach den schönsten Osternestern.
Im Sommer genießt die Familie den Urlaub an der Ostsee und das Hummelchen kann im Sand buddeln und die Wellen genießen. Und im Herbst bauen die drei Kinder eine gemütliche Deckenhöhle, in die sich die Kleine hineinkuscheln kann. Nur das mit dem Fliegen klappt einfach nicht und auch ein Krankenhausaufenthalt steht wieder an. Wieder hilft die Medizin und das Hummelchen fühlt sich wieder so gut, dass es hüpfen und sogar flattern kann. Eines abends gelingt es endlich und die Kleine bleibt mit der Kraft ihrer eigenen Flügel für einige Sekunden in der Luft. Mit Mut, Liebe und neuer Kraft kann man alles schaffen. Voller Stolz schläft sie ein.
Die Geschichte wird komplett in Reimform erzählt, mit vier bis sechs Zeilen langen Texten auf jeder Seite. Wir erleben verschiedene Episoden aus dem Leben des Hummelchens, das mal im Krankenhaus ist, mal zusammen mit der ganzen Familie Dinge des Alltags und auch Besonderes wie Urlaube erlebt. Eltern und Geschwister tun alles, um die Kleine zu unterstützen und sie an allem teilhaben zu lassen. Die Krankheit spielt in mal mehr, mal weniger eine Rolle, ist aber alleine durch das Bauchpflaster immer sichtbar. Für die lesenden Kinder ist dies eine wertvoller Einblick und eine besonders wichtige Botschaft. Dass das Hummelchen kurz vor seinem dritten Geburtstag verstorben ist, wird in diesem Buch nur im Text an die Eltern erwähnt, nicht in der Geschichte an sich.
Judith Beier, Nora Imlau, Lisa Rammensee, Flieg, Hummelchen, flieg!, Carlsen Verlag 2024.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.