Graphic Novel für Kinder: „Der bleiche Hannes“ – Steffen Gumpert
Mein Großer kommt so langsam in das Alter, in dem er Gefallen an Comics und Graphic Novels findet. Geschichten mit Geistern und etwas Grusel stehen auch gerade ganz hoch im Kurs, also passt „Der bleiche Hannes“ von Steffen Gumpert ganz wunderbar. Und gerade zu dieser Zeit, wenn die ersten Herbstnebel und Stürme kommen und Halloween auch nicht mehr so ganz fern ist, ist doch die beste Zeit für Geistergeschichten. Auch wenn man hier schonmal vorweg nehmen muss, dass Hannes nun wirklich nicht bösartig ist, sondern sich ganz besonders gut um alles auf seiner Insel kümmert. Aber trotzdem hat man hier eine sehr spannende, toll erzählte und ganz fantastisch illustrierte Geschichte, die man nicht aus der Hand legen mag.
Die Geistergeschichte
Ankunft auf der (scheinbar) einsamen Insel
Auf einer kleinen Insel lebt der der bleiche Hannes, ein Geist (nicht Gespenst – ein wichtiger Unterschied!), der alle erschreckt, die diese betreten. Nun macht sich Joris mit seinen Eltern auf den Weg dahin, obwohl seit Jahren niemand mehr dort war. Begeistert ist er von der Aussicht nicht, eine Woche alleine mit seinen Eltern zu verbringen und Pflanzen zu zählen. Seine Stimmung ändert sich, als der Schiffskapitän ihm die Geschichte von einem schaurigen, blassen Licht erzählt, dass angeblich auf der Insel gesichtet wird.
Vor dem Leuchtturm schlägt die Familie ihr Zelt auf und Joris beginnt, die Gegend zu erkunden. Als er durch den Wald streift, sieht man hinter ihm eine blasse Lichtkugel. Noch hat Joris dieses nicht gesehen, was sich aber in der Nacht ändert, als er ein komisches Licht am Leuchtturm sieht. Er läuft hinter der Kugel her mitten in den Wald und wird Zeuge, wie diese sich in eine Gestalt verwandet und einen kleinen Vogel heilt. Doch als er diesen fragt, was es sein, ist es mit einem Plopp verschwunden.
Freundschaftliche Begegnung im Wald
Seine Eltern glauben ihm die Geschichte natürlich nicht, also macht er sich in der nächsten Nacht wieder auf die Suche und trifft erneut auf das Wesen, den bleichen Hannes. Joris kann ihn verstehen, ohne dass dieser spricht. Hannes erklärt ihm, dass er schon immer da war, sich um Tiere und Pflanzen kümmert und dass er gerne Joris Freund sein mag. Hannes zeigt Joris die Welt der unsichtbaren Wesen, die immer da sind, aber von normalen Menschen nicht gesehen werden können. Joris darf ihnen sogar Namen geben.
Der Sturm
Am nächsten Tag bricht ein heftiger Sturm über die Insel herein und das Zelt der Familie fliegt davon. Eine Funkverbindung zum Festland können sie nicht herstellen und Joris flieht mit seinen Eltern in den alten Leuchtturm. Ein Schiff ist schon zur Rettung unterwegs, aber es fährt in die falsche Richtung – mitten hinauf auf das offene Meer und mehr in den Sturm hinein. Joris richtet in Gedanken einen Ruf an Hannes, der in den Leuchtturm huscht und dem Schiff den richtigen Weg weisen kann.
Jetzt, wo sie es mit eigenen Augen gesehen haben, glauben die Eltern und auch der Kapitän daran, dass es den bleichen Hannes wirklich gibt. Doch sie versprechen, darüber zu schweigen. Und Joris? Der freut sich, dass er noch ein paar Tage mit seinem neuen Freund verbringen kann.
So hat uns die Geschichte gefallen
Die Geschichte um Hannes, Joris und die (augenscheinlich) einsame Insel vereint verschiedene Elemente, auf die viele Kinder mit Sicherheit gut ansprechen. Freundschaft, Spannung und etwas netter Grusel, Geheimnisse und auch ein wenig Tier- und Umweltschutz. Dass es nur mit den Eltern auf einer einsamen, kleinen Insel für Joris ohne die Begegnung mit Hannes möglicherweise etwas langweilig gewesen wäre, können viele Kinder bestimmt nachvollziehen. Als er seinen Eltern von der geisterhaften Begegnung berichtet, glauben sie ihm nicht – typisch! Am Ende werden sie aber eines Besseren belehrt. Nicht nur die Kommunikation mit Hannes ist ganz geheimnisvoll, sondern auch die geheime Welt voller kleiner Wesen, die dieser seinem neuen Freund Joris zeigt. Wie wundervoll! Wir empfehlen das Buch für etwas geübtere Leser*innen ab ca. 8 Jahren.
Steffen Gumpert, Der bleiche Hannes, Tulipan Verlag 2019.
Liebe Maike,
Schon wieder so ein toller Tipp von dir! Wenn ich am Montag im Laden bin, werde ich das Buch direkt einkaufen, vielen Dank!
Ganz liebe Grüße!
Heike
Das freut mich sehr! Das Buch hat es wohl verdient, noch viel bekannter zu werden. Viele liebe Grüße, Maike.