„Hier kommt Mila!“
Nach einer unsäglichen Podcastfolge von Möchtergern – Comedians ist in den Medien viel zum Thema Ableismus zu lesen. Menschen mit Behinderung sind leider immer wieder Vorurteilen, Benachteiligung und Vorbehalten ausgesetzt.
Umso wichtiger ist es, Kindern anschaulich und einfühlsam einen Einblick in deren Alltag zu geben. Gleichermaßen sollen sich Kinder, die beispielsweise im Rollstuhl sitzen, auch in Kinderbüchern gleichermaßen repräsentiert sehen und sich verstanden fühlen. Mit „Hier kommt Mila!“ von Kristina Vogel und Lily Baron ist ein ganz liebenswertes Bilderbuch erschienen, in dem wir das Mädchen im Kindergartenalter bei ihrem Alltag begleiten. Dabei sehen wir auch, vor welchen -oft menschengemachten – Problemen Mila manchmal steht und wie man diese lösen kann. Eine wundervolle Geschichte für Kinder ab 4 Jahren.
Mila ist ganz neu im Kindergarten und kennt sich noch nicht so gut aus. Welches der vielen Garderobenfächer wohl ihr gehört? Sie bemerkt, wie ein Junge gerade vergeblich versucht, an das oberste seiner Fächer zu gelangen, um sich sein Kuscheltier zu holen. Da kann Mila helfen. Im Rucksack, der an ihrem Rollstuhl hängt, hat sie immer einen Greifer dabei, mit dem sie an weiter entfernte Sachen heran kommen kann.
Danach zeigt ihr die Erzieherin Karin den Rest des Kindergartens. Die anderen Kinder wollten gerade mit dem Morgenkreis starten und natürlich kommt Mila dazu. Ein Mädchen staunt, dass sie einen eigenen Stuhl dabei hat und findet die Glitzersterne, die darauf kleben, richtig cool. Zusammen spielen sie ein Stuhlkreisspiel, das sie nun so gestalten, dass Mila auch problemlos mitspielen kann.
In den nächsten Tagen macht die Gruppe einen Ausflug in den Zoo – aber der Aufzug zur U-Bahn ist außer Betrieb! So kann Mila gar nicht dorthin kommen. Zum Glück können sie auf den Bus ausweichen. Im Zoo angekommen, gibt es irgendwann für alle ein Eis. Die Kinder verstehen nicht, warum die Verkäuferin alle Kinder selbst nach der gewünschten Sorte fragt, nur Mila nicht. Das ist doch unfair! Auch in den nächsten Tagen unternimmt Mila viel, vor allem mit ihrer neuen Freundin Lour. Als die beiden Familien einen Spielplatz besuchen wollen, kommt nur die Ernüchterung. Mila kommt mit dem Rollstuhl gar nicht zur Nestschaukel hin, weil überall Sand ist!
Gemeinsam überlegen sie, dass es besser gestaltet werden müsste und machen ein großes Spielplatzfest, um Geld für den Umbau zu sammeln. Da kann sogar die Bürgermeisterin nicht nein sagen. So können nun sogar Klang- und Taststationen gebaut werden, die sich die Blindenschule gewünscht hatte. Die Einweihung feiern alle mit einem großen Fest, inklusive Rollstuhlrennen mit anderen Kindern. Als Mila auch noch gewinnt, ist sie einfach nur glücklich.
Die Geschichte ist nah am Alltag von Kindergartenkindern, die auch bei den Illustrationen vielen wieder erkennen werden. So fällt es auch leicht, sich in die Position von Mila hinein zu versetzen und alles aus ihrer Sicht zu sehen. Die lesenden Kinder werden sich auch bei so mancher Situation empören. Warum behandelt eine Verkäuferin Mila anders als die anderen Kinder? Und warum wird ihr der Zugang zu Spielplatz so schwer gemacht? Sie möchte doch auch so spielen wie andere Kinder. Eine sehr wertvolle Botschaft, ganz liebenswert und kindgerecht illustriert.2
Kristina Vogel, Lily Baron, Hier kommt Mila!, Knesebeck Verlag 2024.