„Marie Käferchen“ -Kai Lüftner, Wiebke Rauers
Ich mag Kinderbücher, die mit Stereotypen und Klischees spielen und die Kinder darin bestärken, den von ihnen gewählten Weg zu gehen und an sich zu glauben. Ein ganz besonderes Bilderbuch – Highlight in diesem Frühjahr ist hier „Marie Käferchen“ von Kai Lüftner und Wiebke Rauers!
Ein Marienkäfer rockt den Wald
So ein Marienkäfer ist schon süß – mit den kleinen Punkten, der schönen Farbe und dem zarten Aussehen. Ganz liebliche, ruhige Wesen, die sonst im Wald nicht weiter auffallen. Doch es sind nicht alle so! Denn dort wohnt auch Marie Käferchen, die mit ihrer E- Gitarre in der Hand zwischen den Bäumen rockt und johlt. In voller Lautstärke singt sie ihre Lieder, springt herum und schüttelt ihre Haare – äh, Fühler. Für die übrigen Insekten des Waldes war schon immer klar, dass Marie anders als die anderen ist. Wenn sie ihren Punkrock hören, schauen sie skeptisch und verschreckt zu und schütteln ihre Köpfe über dieses Mädchen.
„Zappelnd, mit dem Kopfe bängend,
Marie Käferchen, S.3
schräg von einem Aste hängend,
johlend, krächzend, lauthals singend,
mit den langen Fühlern schwingend.
Fäustchen in die Luft gestreckt,
während es die Zähnchen bleckt.“
Und Marie? Die ist einfach glücklich mit sich und ihrer Musik, die sonst keines der anderen Insekten zu verstehen scheint. Sie kann ganz tief in die Musik versinken und alles um sich herum vergessen. Ab und zu kommen doch ein paar Gedanken, dass ihr ein Austausch mit anderen Tieren fehlt, aber auch in diesen Situationen hat sie die Musik als Hilfe an ihrer Seite. Eines Tages kommt eine berühmte Käferband in den Wald, um dort in Ruhe zu proben. Sie hören Maries Gesang und sehen, wie sie voller Inbrunst in die Musik versunken ist. Es dauert nicht lange, bis die Band passend dazu zu spielen beginnt. Nach und nach entsteht ein gemeinsames Lied nach dem anderen und sogar ein richtiger Hit. Und die Insekten im Wald? Die sind nur richtige Fans, die gute Musik zu schätzen wissen.
Rockiges Bilderbuch mit Mut – mach- Botschaft
Die Message des Buches ist ganz klar: Mach, was dir Spaß macht und zieh dein Ding durch, auch wenn andere es seltsam finden und gar nicht verstehen können. Den anderen Käfern im Wald war immer klar: Marie macht nur Krach, das stört und muss doch wirklich nicht sein. Für Marie war es aber nie Krach! Es war Leidenschaft und Lebensinhalt, voller Inbrunst vorgetragen und einfach glücklich machend. Die schimpfenden Erwachsenen, die kein Verständnis dafür hatten, waren ihr egal. Am Ende haben diese auch eingesehen, dass ihre Einschätzung falsch war! Wortkünstler Kai Lüftner hat das Buch in Reimform geschrieben – und das kann sehr begeistern. Anders als die „üblichen“ Kinderbuchreime liest sich dies hier rasant, frech, euphorisch und einfühlsam – ganz großartig.
Auch die Illustrationen von Wiebke Rauers können wie gewohnt begeistern. Die Mischung aus schwarz und pink, der kleine Marienkäfer mit den großen Augen und verrückten Grimassen und die geniale Band – einfach genial. Man muss es einfach lieben, sei es die kleine fröhliche Kellerassel am Schlagzeug oder der große, seeehr böse schauende Hirschkäfer am Bass. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab 4 Jahren.
Einiges ist eher noch amüsant für die Erwachsenen: Das Buchcover erinnert vom Format und der Aufmachung her doch an die guten alten Schallplatten. Und David Bowie Fans werden den Blitz auf Marie Käferchens Stirn sicherlich wieder erkennen. Ein Bogen mit Marie Käferchen Kindertattoos liegt bei und per QR – Code kommt man auch gleich zur Hörbuchversion des Buches.
Falls ihr euch mehr für die Entstehung des Buches interessiert, lest unbedingt mal das Interview des Nord Süd Verlages mit Kai Lüftner und Wiebke Rauers.
Kai Lüftner, Wiebke Rauers, Marie Käferchen, Nord Süd Verlag 2022.
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Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
süß