Spannende Fantasy für Kinder: „Die Chroniken von Mistle End. Der Greif erwacht“ – Benedict Mirow
So richtig dicke Bücher lese ich momentan selten, dafür bleibt einfach nicht so viel Zeit. Als ich aber vor Kurzem „Die Chroniken von Mistle End. Der Greif erwacht“ von Benedict Mirow in die Finger bekommen habe, war mir klar, dass ich irgendwie Zeitfenster finden muss, um das Buch möglichst schnell lesen zu können. Es ist so spannend! Und die Geschichte ist einfach faszinierend, großartig erzählt und mit einem magischen Setting. Der Vergleich zu Harry Potter liegt bei dem Start der Fantasy- Reihe um einen Jungen, der nach und nach von seinen magischen Kräften und seiner Bestimmung als Druide erfährt, schon ein wenig nah. Wer da begeistert war, sollte sich das Buch hier unbedingt mal anschauen! Und der Blick auf das Cover zeigt schon, dass einen Großes erwartet.
Das erwartet uns in Mistle End
Ein neuer Wohnort am Ende der Welt
Cedrik ist nicht ganz überzeugt, als sein Vater, ein Experte für Mythologie, ihm verkündet, dass sie in ein kleines Örtchen ganz in den Norden von Schottland ziehen. Die Zweifel wachsen auf dem etwas seltsamen Weg zum Ort Mistle End, der Vater und Sohn tief verschneit empfängt. Das alte Haus, das sie beziehen sollen, kann Cedrik dann doch faszinieren. Und auch Kinder in seinem Alter scheint es dort zu geben, zumindest macht er schnell die Bekanntschaft mit den Geschwistern Emily und Elliot. Also lässt er sich gedanklich zumindest ein wenig auf das Abenteuer ein und macht sich bereit für die erste Nacht im neuen Zimmer. Doch die wird ganz anders als erwartet, denn er hört ein Kratzen auf dem Dach und traut seinen Augen kaum, als er dort schauen geht.
„Der Greif stand aufgerichtet auf dem Dach, mit weit ausgebreiteten Schwingen und sah ihn an. Er neigte kurz sein Haupt und Cedrik hörte wieder die Stimme des Fabelwesens in seinem Kopf. „Da ist sie. Die Kraft, ich spüre sie. So alt, uralt …“
Mistle End, S. 115
Cedrik schluckte und nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Um was geht es hier?“
Die Situation ändert sich
Überall im Ort, an Häusern und Wegen, sind steinerne Greifen zu sehen. Und ebenso ein Tier stellt Cedrik nachts zu Rede, fragt ihn nach dem Grund seines Kommens und prophezeit ihm, dass bald eine Prüfung auf ihn zukommen werde. Dort solle er zeigen, ob er Freund oder Feind ist. Cedrik ist mehr als verwirrt und auch verängstigt und vertraut sich den neuen Freunden an. Die berichten ihm nach und nach Unglaubliches! Mistle End ist kein normales verschlafenes Dorf, sondern voller Magie! Elliot selbst ist ein angehender Hexenmeister und seine Schwester ist eine Gestalt- wandlerin. Und auch die anderen Dorfbewohner*innen sind in vielen Fällen magisch, entweder Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder Elben, Zwerge und andere Wesen. Besondere Schutzzauber schirmen die Stadt ab und lassen die Besonderheiten für unbeteiligte, nicht- magische Menschen „normal“ aussehen.
Greife sind die Wächter der uralten Stadt und schützen sie vor allem Bösen. Gemeinsam überlegen die Kinder nun, was die Begegnung zu bedeuten hat und forschen in alten Büchern. So ganz viel können sie nicht herausfinden, aber bald überschlagen sich eh schon die Ereignisse. Cedrik muss sich der vom Greifen prophezeiten Prüfung unterziehen und er wird vor den magischen Rat der Stadt berufen. Nicht alle sind im wohlgesonnen, vor allem dann nicht, als sich heraus stellt, dass er ein Druide ist, ohne es selbst richtig zu wissen. Und zwischen Druiden und Menschen war früher nicht alles sorglos. Zum Glück stehen im seine beiden neuen Freunde zur Seite. Und nicht nur die spielen plötzlich eine Rolle in Cedriks Leben, denn da ist noch ein einsamer, geheimnisvoller Junge mit seinem Raben. Da kommt noch Vieles auf Cedrik zu!
So hat uns das Buch gefallen
Schon mit der rasanten Fahrt zum verschneiten und (nur scheinbar) verschlafenen Örtchen ist man mitten drin im Geschehen. Der erste Teil der magischen Buchreihe ist eine lange Einführung in die Welt um Mistle End, die aber dennoch temporeich und hochspannend daher kommt. Zu viel verraten mag ich hier nicht, aber man bekommt es mit Hexen verschiedener Ausrichtung, Dunkelelben, Naturwesen und großen Mächten zu tun. Ein magisches Dorf sieht sich erneut mit einer kriegerischen Vergangenheit konfrontiert, die es längst für abgeschlossen gehalten hat. Und der neue Junge ist mittendrin und weiß zum Teil gar nicht, wie ihm geschieht. Kaum hat er verkraftet, dass seine neuen Freunde auf Besen fliegen und man im Dorfladen mehr als Lebensmittel kaufen kann, wird ihm mitgeteilt, dass auch er wahrscheinlich große Kräfte hat. Und das hat auch mit seiner Mutter zu tun, die er gar nicht kennen gelernt hat.
Der Aufbau der Geschichte mit allen Hintergründen, Geheimnissen und Besonderheiten hat großes Potential, noch über dieses Buch hinaus viele äußerst spannende Lesestunden zu bescheren. Die Protagonisten sind ebenso liebenswert wie interessant, mit ihren Ecken und Kanten. Wer große Geschichten mit Magie und Abenteuer mag, der wird mit „Miste End“ lieben. Die Altersempfehlung finde ich schwierig, ab 10 Jahren ist es definitiv zum Selberlesen geeignet, Vorlesen geht bei Kindern mit Interesse an dem Thema vielleicht schon eher.
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Benedict Mirow, Die Chroniken von Mistle End. Der Greif erwacht, Thienemann Verlag 2020.
Das Buch haben wir für eine Rezension zur Verfügung gestellt bekommen.
[…] in andere Welten interessieren, dann schaut euch doch mal „Doggerland“ oder „Mistle End“ […]
[…] eher. Aber auch für erwachsene Fantasyfans eine abwechslungsreiche und sehr fesselnde Lektüre. Hier haben wir den ersten Teil schon rezensiert, und an dieser Stelle den zweiten. Es lohnt sich auf […]