Transgender als Kinderbuchthema: „Ein Fuchs namens Henry“ – Margaret Sturton
Heute haben wir ein Kinderbuch für euch, hinter dem mehr steckt, als ich auf den ersten Blick gedacht hätte. Hier wird nämlich mit wenigen Worten eine wichtige Botschaft vermittelt: jede*r sollte so sein dürfen, wie er oder sie sich fühlt, nicht wie es von außen zu sein scheint. Denn Vielfalt darf und muss sein, man muss dahin kommen, dass alle auch nach außen so sein dürfen, wie sich sich wirklich fühlen. Das wünscht sich der kleine Hase in „Ein Fuchs namens Henry“ von Margaret Sturton auch sehr, denn er möchte eigentlich gar kein Hase sein, sondern ein Fuchs. Und das findet sein Umfeld ganz schön seltsam – zunächst zumindest.
Ein Leben als Fuchs – das wäre schön
Hase Henry findet eines faszinierend und das sind Füchse. Er schaut ihnen gerne auf dem Schulhof zu wie sie miteinander spielen und bewundert sie richtig. Deswegen beschließt er, sich auch ein Paar rote Fuchsohren zu basteln und sie aufzusetzen. Seine Mutter sieht, wie er mit diesen auf dem Kopf durch den Garten hüpft und erklärt, dass dies aber definitiv keine Hasenohren seien. Viel zu kurz und spitzt! Henry ist traurig und setzt die Ohren wieder ab. Doch er hält an seinem Plan fest, wie ein Fuchs auszusehen. Ein paar Tage später entdeckt er ein rotes Kleid der Mutter und hat eine Idee. Daraus könnte man sich wunderbar einen buschigen Fuchsschwanz basteln. Zusammen mit seiner Schwester tut er das auch und beide spielen lange „Fang den Fuchs“, bis die Mutter die beiden dabei sieht.
Sie ist natürlich wieder nicht erfreut, und das nicht nur, weil das Kleid zerstört ist. Ein Hase hat sich keinen Fuchsschwanz anzukleben, das ist doch klar. Henry nimmt das erstmal schweigend hin, geht aber dennoch seinen „Fuchsweg“, wenn er draußen ist und sich unbeobachtet meint. Er fühlt sich nicht wie ein Hase, er möchte ein Fuchs sein, das ist klar. Er spielt mit den Füchsen, verhält sich wie einer von ihnen – und irgendwann sieht es seine Mutter erneut. Doch eine Sache ist anders, sie bemerkt endlich, wie es wirklich in ihm aussieht und dass es doch eigentlich für sie völlig egal ist, ob er Fuchs oder Hase ist. Hauptsache er ist glücklich.
Das Leben ist bunt und voller Vielfalt – und das ist gut so
Henry verhält sich nicht wie ein Hase sich zu verhalten hat und sieht durch seine Verkleidung auch nicht so aus – das geht doch nicht! So sieht es zumindest seine Mutter zunächst. Aber Henry fühlt nun mal so, dagegen kann und will er nichts tun. Er wäre lieber ein Fuchs, das ist einfach so! Er ist tarurig, dass seine Mutter seinen Wunsch zunächst nicht unterstützt. Das kennen sicherlich viele, denen es ähnlich geht wie dem kleinen Hasen. Anders sein, sich anders fühlen als die Gesellschaft meint, dass man sich fühlen muss – da braucht es viel Mut, Anstrengung, Selbstbewusstsein und Unterstützung. Diese Probleme und Gefühle vermittelt das Buch auch mit wenigen Worten sehr gut und eindrucksvoll. Das „Happy End“, verstanden und ernst genommen zu werden, wünscht man allen, die sich wünschen, anders zu sein, als das Umfeld es von ihnen erwartet. Das Bilderbuch bietet einen guten Anlass, um zum Beispiel über Themen wie Transgender und Transsexualität zu reden. Aber auch das Thema Individualität ganz im Allgemeinen lässt sich nach der Lektüre sehr gut aufgreifen, natürlich auch abhängig vom Alter. Wir empfehlen es für Kinder ab 4 Jahren. Es ist mit Sicherheit für die pädagogische Arbeit im Kindergarten und auch noch für die ersten Grundschuljahre einsetzbar.
Margaret Sturton, Ein Fuchs namens Henry, aus dem Englischen von Sabine Ludwig, Carlsen Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.