„Voll relativ! Der Tag, an dem die Zeit verschwand“ – Anastasia Braun
Wie oft am Tag schaut ihr so durchschnittlich auf die Uhr? Fünfmal? Zehnmal? Oder sogar noch häufiger? An Wochentagen ist es definitiv häufiger als am Wochenende, aber auch dann möchte man doch ab und an wissen, wie spät es ist, selbst wenn keine Termine anstehen. Aber wie würde unser Leben verlaufen, wenn es keine Geräte mehr geben würde, die uns die Uhrzeit mitteilen? Hieße es dann wieder, Aufstehen, wenn die Sonne aufgeht? Und wie würde das dann mit der Schul- und Arbeitswelt laufen? Es wäre mit Sicherheit sehr ungewohnt und kompliziert. Das erfahren auch die Kinder im neu erschienenen „Voll relativ! Der Tag, an dem die Zeit verschwand“, dem ersten Kinderbuch von Anastasia Braun. Ein spannendes Gedankenspiel!
Es ist so eine Sache mit der Zeit…
Die verschwundenen Uhren
Max hasst es, wenn er vom Klingeln des Weckers aus den Federn geholt wird. Aber dass eines Morgens dieser nicht mehr auf seinem gewohnten Platz steht, ist dann doch etwas seltsam. Und nicht nur das, seine Eltern verhalten sich auch sehr komisch. Der Vater sitzt erschüttert am Esstisch und starrt auf einen Fleck an der Wand, an dem sonst die Uhr hängt. Und sie Mutter reagiert gar nicht auf Max‘ Idee, Pudding zum Frühstück zu essen. Nur mit einigem Zureden von Max machen sie sich fertig und gehen zur Ar beit. In der Schule haben seine Freunde ähnliches zu berichten. Ella hat anstatt eines Frühstücks einen alten Pantoffel in der Brotdose und auch die anderen Eltern waren ein völlig durcheinander.
Alles ist anders als früher
Auch in der Schule ist alles irgendwie anders. Es klingelt nicht und die Lehrer*innen stehen fast apathisch im Klassenraum herum und schimpfen nicht, wenn nach und nach die Kinder erst eintrudeln. An Unterricht ist nicht zu denken und als eine Lehrerin anfängt, ein Lagerfeuer auf dem Schulhof zu machen, wird aus dem Schultag eine große Party. Am Nachmittag dass fällt Max und seinen Freunden auch auf, dass überall die Uhren fehlen, in der Stadt, am Kirchturm, und alles ganz ruhig ist. Keine Autos rasen umher, keine hektischen Menschen hetzen durch die Straßen, nur ab und an ist ein verwirrt aussehender Erwachsener zu sehen.
Der Professor und die Zeit
Doch so langsam werden auch die Nachteile sichtbar: alle Geschäfte sind geschlossen und sogar die Pizzeria. Dabei haben sie mittlerweile richtig Hunger! Sie werden auf einen alten Mann aufmerksam, der auf einer Bank sitzt und seelenruhig ein Eis isst. Dieser stellt sich als Professor Einstock vor und sagt, kurz bevor er davon fährt, etwas davon, dass die Zeit endlich aus ihrem Käfig befreit worden sei. Die Kinder sind sich sicher, dass er etwas mit der ganzen Sache zu tun hat. Als es dann noch Basti nicht mehr ganz gut geht und kein Erwachsener auch nur irgendwie eine gute Hilfe zu sein scheint, ist es endlich an der Zeit, den Professor zu suchen. Ob das gelingt und was mit der Zeit geschehen ist, müsst ihr nun aber selbst lesen. 😉
So gefällt uns das Experiment mit der Zeit
Die Idee hinter der ganzen Geschichte gefiel mir schon auf den ersten Blick ausgesprochen gut. Uhren, Stunden und Minute bestimmen unseren Tagesablauf so dermaßen, wir hetzen von hier nach da, weil die Zeitvorgabe es so möchte. Was wäre, wenn das alles nicht mehr ist? Max, Basti und Elli, die drei Hauptfiguren erleben am eigenen Leib, wie sehr die Erwachsenen an diesem Ding mit der Zeit hängen und wie es sie verwirrt. Und sie müssen ebenfalls einsehen, dass es ganz ohne funktionierende Erwachsene nicht gut laufen kann. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mutig loszuziehen, um den Professor zu suchen und zur Rede zu stellen. Die Geschichte liest sich sehr kurzweilig und unterhaltsam, der Hintergrund ist wirklich „mal etwas anderes“.
Max, Elli und Basti sind schon auf den ersten Blick sehr sympathisch und haben ihre ganz eigenen Methoden, um mit dem Problem umzugehen. Vor allem das Verhalten der Erwachsenen sorgt immer wieder für einige sehr witzige Momente – und es bringt, auch zusammen mit dem Ende – zum Nachdenken. Vielleicht muss man sich ja nicht immer so hetzen, es geht auch anders. Das wissen Kinder aber eigentlich schon immer. Wir empfehlen das Buch, das auch immer wieder witzige schwarz- weiß Illustrationen mitbringt, für Kinder ab 8 Jahren, Selberlesen vielleicht etwas später – wie immer je nach Kind.
Anastasia Braun, Voll relativ! Der Tag, an dem die Zeit verschwand, Woow Books 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.