Ein Pferdebuch für alle: „Und dann kam Juli“ – Petra Eimer
Pferdebücher müssen rosa sein, am besten mit Glitzer und ein wenig Feenglanz darauf und ausschließlich für Mädchen! Ähm, nein! Das sollte definitiv nicht so sein, so finde ich zumindest. Und auch meine beiden reitenden Jungs sehen das so. Also: für mehr Jungen in Büchern mit Pferden, nicht nur als Randfigur. Wir haben uns sehr auf „Und dann kam Juli“ von Petra Eimer gefreut, denn das hebt mal sich mal wirklich von den Klischee- Pferdebüchern ab. Und auch wenn Paul zunächst mehr als skeptisch ist, als plötzlich ein Pony in seinem Garten steht, so ist es doch am Ende ganz große Pferdeliebe. Das kann ich schonmal verraten.
Da steht ein Pferd vor der Tür
An einem schönen Sommertag im Juli steht plötzlich bei Pauls Familie ein Pferd im Garten, ein echtes Pferd! Die Eltern sind begeistert: so ein süßes und liebes Tier, das darf auf jeden Fall erst einmal bleiben. Und der Name ist auch schnell gefunden, Paul mag Tiere eigentlich gerne, aber er hatte sich so sehr eine Hund gewünscht. Was soll er denn mit einem Pferd anfangen, dass hier den ganzen Garten in Beschlag nimmt? Sein bester Freund Max findet es eigentlich ganz spannend, aber er hilft natürlich trotzdem gerne bei der Planung, wie man das Pferd am besten wieder loswerden kann. Als erstes werden Flugblätter gemalt, um die Besitzer zu finden. Da keiner der beiden so wirklich gut Pferde malen kann, kommt Nachbarin Anna wie gerufen.
Die ist schwer begeistert von Juli („Wie süß!!!“) und hilft natürlich gerne. Doch als die drei mit den fertigen Flugblättern wieder aus dem Haus kommen, ist das Chaos draußen schon perfekt. Juli hat die Bude der Jungs im Garten verwüstet und auch noch ihre Hinterlassenschaften dort gelassen. Paul ist ´klar: das geht wirklich gar nicht! Als sie losziehen, um die Zettel aufzuhängen, wird Paul immer griesgrämiger. Er kennt keinen Jungen, der Pferde mag, nur Mädchen. Warum muss ihm unbedingt so ein Tier zulaufen? Das ist doch schon ein bisschen peinlich. Von den Leuten auf der Straße und im Tierladen scheint leider niemand das Tier zu kennen, aber ein paar Mädchen aus der Schule, die Anna kennen, sind mehr als begeistert und möchten natürlich soo gerne mal das Tier anschauen.
Eine Woche ist vergangen und keiner hat sich auf die Flugblätter gemeldet und Paul ist auch klar, warum. Wer soll dieses nervende Tier schon vermissen? Seine Bude ist von den Eltern nun offiziell zum Pferdestall ausgegeben worden, ständig sind Mädchen im Garten, die Juli bürsten (trotz aller „Keine Mädchen“- Schilder) und auch die Eltern scheinen nur noch ein Thema zu kennen. Mit dem Pferd ist alles anders und es ist überall dabei: beim Picknick, in der Hängematte, beim Lesen und sogar auf dem Fußballplatz. Irgendwann ändert er seine Strategie und versucht, mit Juli wie mit einem Hund umzugehen. Doch auch hier: Fehlanzeige, nichts klappt so wie geplant. Als Juli dann auch noch die super tollen neuen Turnschuhe zerkaut, ist nur noch Kampfmodus angesagt und das Pferd ist der Feind. Als dann eines Tages ein fremder Mann vor der Tür steht und behauptet, der Besitzer von Juli zu sein, wird Paul doch ganz anders. Endlich scheint das Leben ohne Juli in greifbare Nähe gerückt zu sein. Aber möchte Paul das wirklich? Hier wird soviel verraten: Paul merkt, dass man mit einem Pferd wie Juli doch ganz viel machen kann, dass er sie doch ganz schön lieb gewonnen hat und dass ein Ausritt auf dem Pferderücken doch das Schönste ist. Und dass die beiden zusammen mit Max und Anna eine coole Bande sein können.
Endlich mal ein anderes Pferdebuch
Ein Pferdebuch mit Elementen im Comic – Stil, dass einfach wahnsinnig witzig ist und zum Glück ein Happy End hat – so könnte man es vielleicht ganz gut beschreiben. Man leidet zu Beginn selbst als Pferdefreund*in ein wenig mit Paul mit. Sein schönes Leben, in dem eigentlich nur noch ein Hund fehlte, wird von einem auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt. Und das von einem zugelaufenen Pferd. Seine Bude im Garten wird zu einem Pferdestall, alles dreht sich nur noch um den Vierbeiner und von normalem Alltag keine Spur. Paul wird immer zorniger und steigert sich in seine Abneigung auf das Pferd hinein und zwar so stark, dass er sich sogar mit seinem besten Freund darüber streitet. Als dann endlich der sehnlichste Wunsch in Erfüllung zu gehen scheint und das Pferd weg kommen soll, verschwindet sein Groll und er kann Juli endlich mit einem anderen Blick sehen. Paul wird klar, dass Pferde doch ziemlich toll sind, er merkt, dass Reiten großen Spaß macht und dass er Juli doch im tiefsten Herzen sehr gerne hat.
Also ist nun der neue Plan: Juli darf auf keinen Fall weg! Sowohl vom Sprachstil als auch von den Illustrationen, die durchgehend farbig und mit Comicelementen versetzt sind, spricht das Buch Kinder ab 8 Jahren definitiv an und sorgt für viele Lacher. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass der Teil, in dem Paul und das Pferd endlich zueinander gefunden haben, ein paar Seiten länger gewesen wäre. Aber auch so nimmt man das schöne Ende mit: egal, ob Jungs oder Mädchen, Pferde sind ziemlich cool. Und auch wenn das Leben mal die eine oder andere Überraschung bereit hält, kann man sicherlich das Beste daraus machen. Vor allem, wenn man so eine tolle Truppe um sich hat.
Petra Eimer, Und dann kam Juli, Baumhaus Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.