„Das Mädchen mit dem roten Buch“

„Das Mädchen mit dem roten Buch“

Januar 14, 2025 0 Von Maike

Wenn ein Kind unfreiwillig aus seiner Heimat fliehen und fast alles Bekannte und Geliebte zurück lassen musste, ist das ein unfassbar schwieriger Einschnitt im Leben. Es ist dann oft nicht leicht, sich in der neuen Lebensumgebung zurechtzufinden und wohlzufühlen. Wie gut, wenn es dort Menschen gibt, die mit Empathie und Engagement auf diese Kinder zugehen und versuchen, ihnen den Neustart leichter zu machen. In „Das Mädchen mit dem roten Buch“ von Onjali Raúf und Pippa Curnick lesen wir von einem Kind, das sich in genau dieser Situation befindet und von einem anderen Kind, das sich gerne mit diesem anfreunden würde. Eine berührende Geschichte, die auch noch wunderschön illustriert ist, für Kinder ab 4 Jahren.

Die Neue im Kindergarten

An diesem Tag kommt ein neues Mädchen in die Kindergartengruppe und die Erzieherin bittet die Kinder, sie freundlich aufzunehmen. Das Kind sagt zunächst kein Wort, schaut meist zu Boden und hält ein rotes Buch fest umklammert. Auf Versuche, sie zum Mitspielen zu bewegen, reagiert sie nicht, sondern sitzt still da und mal in ihr Buch. Die gezeichneten Dinge sehen sehr traurig aus: brennende Häuser, ein Schlauchboot und ein weinendes Kind. Der Junge, aus dessen Perspektive wir die Geschichte lesen, möchte gerne wissen, warum sie das tut und fragt die Erzieherin danach. Sie weiß, dass das Mädchen ihre Heimat und alle Freunde verlassen musste. Papa erklärt noch, dass sie bestimmt kaum Spielzeug und Bücher mitnehmen konnte und Oma vermutet, dass sie sich hier ganz alleine fühlt und einen Freund brauchen kann.

Er findet all das traurig und überlegt, wie er helfen kann. Der Junge fängt an zu basteln und malen, ein riesengroßes Bild, für das er Tage braucht. Das Mädchen wird irgendwann neugierig und freut sich, als die das Ergebnis sieht. Dort sind beide Kinder zu sehen, wie sie zusammen spielen. Leise fragt er, ob sie Freunde sein wollen und sie stimmt lächelnd zu. Adam erfährt nun auch von ihr, dass sie Layla heißt. Von nun an spielen sie jeden Tag zusammen und sie fühlt sich nicht mehr einsam, weil sie nun einen besten Freund hat.

Die Geschichte wird wunderbar einfühlsam und ruhig erzählt. Die lesenden Kinder können sich gleich in die Situation des erzählenden Kindes (und vielleicht auch in die des neu in die Gruppe kommenden Kindes) hineinversetzen. Adam ist besonders engagiert und bemüht, Kontakt zu Layla herzustellen und er macht sich besonders viele Gedanken und auch Sorgen um ihre Situation. Ein wunderbares Beispiel für Empathie. Am Ende des Buches bekommen wir noch fünf Tipps, was man selbst tun kann, um geflüchtete Kinder willkommen zu heißen. Ein Bilderbuch, das wir für jeden Kindergarten empfehlen können.

Onjali Raúf und Pippa Curnick, aus dem Englischen von Katharina Naumann, Atrium Verlag 2024.

Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

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