„Flausch“ – Almut Schnerring, Jennifer Coulmann
Schon kleine Kinder werden „in Schubladen gesteckt“, bewusst oder unbewusst. Man denke nur an das schüchterne Mädchen, das gerne mit Puppen spielt, der wilde Junge, der am liebsten herumtobt oder Sachen baut. Ist das wirklich ihr Interesse – vielleicht auch sogar schon durch die Gene vorgegeben – oder kommt das eher durch Zuschreibungen von außen? Almut Schnerring setzt sich bei schon lange dafür ein, Rollenklischees im Alltag von Kindern und Erwachsenen aufzuzeigen und Schubladendenken zu überwinden. Mit „Flausch“ ist nun ein Kinderbuch erschienen, das genau dabei hilft und Kleinen wie Großen deutlich macht, dass wir immer die Wahl haben und einfach sein können, wie es uns gefällt. Das Ganze ist kunterbunt und super niedlich illustriert von Jennifer Coulmann und für Kinder ab ca. 4 Jahren geeignet.
Flausch passt in keine Schublade
Das kleine Tier namens Flausch schwimmt wie jeden Morgen eine Runde durch den See vor dem Baumhaus, als es wie schon so oft Langeweile verspürt. Die anderen Tiere im Wald möchten nie mit Flausch spielen, weil sei nicht recht wissen, was sie von diesem Tier halten sollen. Das Fell ändert immer mal wieder die Farbe und Länge und sei können deswegen nicht recht eine Tierart zuordnen. Als Flausch eines Tages wirklich alles unternommen hat, was man alleine so machen kann, hat es eine gute Idee.
Es lädt zu einer großen Party im Baumhaus ein und hängt überall im Wald Plakate an die Bäume. Neugierig versammeln sich die anderen Tiere und überlegen, womit man Flausch wohl eine Freude machen könnte. Alle haben eine andere Idee und bringen viele unterschiedliche Geschenke zu der Party mit, die ganz besonders gut zu ihren eigenen Vorlieben passen. Flausch freut sich, dass so viele Gäste zu seiner Party kommen und begrüßt alle im hübsch dekorierten Baumhaus. Bald aber war alles dort so eng, dass sich die Tiere gegenseitig auf die Füße treten und alle Geschenke durcheinander fallen.
Die Gäste fangen an zu meckern und bedrängen Flausch mit Fragen nach Lieblingsgeschenken und Vorlieben. Dem kleinen Tier wird alles zu viel und es stellt lauthals klar, dass es einfach mal so und mal so ist, dieses und jenes mag und sich wirklich über alle Geschenke freut! Die anderen denken kurz darüber nach und merken, dass sie auch gerne mal etwas Neues ausprobieren möchten und nicht nur immer das machen möchten, was angeblich typisch für sie ist. So fangen sie auch an, die Geschenke untereinander auszutauschen. Die Prinzessin wagt zum ersten Mal einen Sprung mit dem Fallschirm und die Schnecke saust mal schnell mit dem Fahrrad. Nun war Flausch glücklich.
Weil Flausch, dem kein Geschlecht zugewiesen wird, mal so und mal so aussieht, sind die anderen verwirrt und wissen nicht, wohin sie ihn zuordnen sollen. Sie sind es gewohnt, in Kategorien und Schubladen zu denken und meiden es aus Unsicherheit. Die anderen bleiben stets in ihrer Rolle – bis zu Flauschs Party und der Erkenntnis, das man sich bei Interessen und Vorlieben, Verhalten und Aussehen auch gerne mal ändern und Neues entdecken kann. Auf einer Doppelseite am Ende des Buches lesen die Erwachsenen noch einige sehr interessante Hinweise zum Thema, die zum Nachdenken anregen. Neben dem wichtigen Thema fallen hier aber auch die kunterbunten Illustrationen ins Auge, bei denen es ganz viel zu entdecken gibt und die bei Kindern einfach super ankommen.