„Ich bin Mari“ – Shari & André Dietz, Saskia Gaymann
Inklusion ist ein großes Thema, über das man in den letzten Jahren mehr und mehr spricht, aber bei dem bei der konkreten Umsetzung noch einiges geschehen muss. Umso wichtiger, dass es zunehmend in die Öffentlichkeit gerückt wird. Für Shari und André Dietz ist das Thema eine Herzensangelegenheit und sie setzen sich sehr dafür ein, dass Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich zusammen leben. In „Ich bin Mari“ geben sie ihrer Tochter, die einen seltenen Gendefekt hat, eine Stimme und erzählen aus ihrer Perspektive über ihren Familienalltag. Herausgekommen ist ein liebenswertes Bilderbuch, ganz wundervoll illustriert von Saskia Gaymann.
Der ganz normale Alltag von Mari
Mari ist ein Kind wie alle anderen auch, das spielt, lacht, weint, Süßigkeiten, Bücher und Fernsehen mag. In einem Punkt unterscheidet sie sich aber von vielen anderen Kindern in ihrem Alter, denn Mari kann nicht sprechen wie sie. Aus ihrem Mund kommen trotzdem Töne, die sie verschiedenen Personen und Dingen zuordnet und sich dadurch äußert. Wir erfahren noch einiges mehr über Maris Leben: dass sie ihren Schnuller sehr mag, manchmal einen Rollstuhl benötigt und das mit der Toilette noch nicht so schafft.
Ganz grundsätzlich läuft aber alles bei ihr und ihrer Familie so ab wie bei vielen anderen Familien auch. Sie und ihre drei Geschwister machen sich für die Schule fertig, wobei Mari etwas mehr Hilfe braucht als die anderen. Auch geht sie auf eine andere Schule als ihre Geschwister. Oft fühlt sie sich sehr zappelig und kann schlecht still halten, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Alles ist einfach so interessant! Mari mag es sehr, zusammen mit allen Geschwistern in den Supermarkt zu gehen, wo es sogar einen extra großen Einkaufswagen gibt, in den sie sich setzen kann. Und ganz besonders liebt sie es im Wasser zu sein, wo sie sich einfach nur wohl und frei fühlt.
Manchmal kommen von außen auch negative Erlebnisse. Sei es der Mann, der meckert, wenn ihre Eltern auf einem Behindertenparkplatz parken oder die fremden Kinder auf dem Spielplatz, die „Hier kommt ein Zombie“ mit ihr spielen und sie dadurch traurig machen. Dann gibt es noch den „Grank“, wie Mari den Zustand nennt, in dem ihr Körper zuckt und weh tut. Wenn das passiert, braucht sie unbedingt eine passende Medizin. Letztendlich kann Mari eine ganze Menge, auch wenn das verschieden Leute anders prognostiziert haben. Man kann so viel schaffen! Das Buch endet mit einem Appel von Mari an alle, die sie und andere wie sie sehen. Angestarrt werden mag sie gar nicht, lieber sind ihr direkte Fragen an ihre Eltern, die gerne mehr über das alles erzählen.
Wertvolles Bilderbuch zur Inklusion
Mit viel Liebe und auch Humor erzählen die Eltern die Geschichte ihres ganz besonderen Kindes, und zwar aus ihrer Sicht. Dabei gelingt es, dass sich selbst Kindern, die noch nicht viel Kontakt mit Menschen mit Behinderung hatten, schnell in Mari hinein versetzen können. Die Botschaft ist auch schnell klar: bei vielen Sachen läuft alles wie bei den meisten Familien auch, manches ist ein bisschen mehr besonders.
Manches wird bei der Geschichte in Maris Lauten wieder gegeben, wodurch das Ganze noch authentischer wird. Ihre Bezeichnungen für Mama und Papa oder auch für ihre Epilepsie – Anfälle kann man aus dem Zusammenhang verstehen, es gibt aber auch am Ende eine Übersetzung. Ein wertvolles Bilderbuch, das einen Perspektivwechsel ermöglicht und so einen wertvollen Beitrag für ein selbstverständliches Miteinander ermöglicht. Für Kinder ab ca. 4 Jahren.
Shari & André Dietz, Saskia Gaymann, Ich bin Mari, Ars Edition Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.