Spannung für Jugendliche und Erwachsene: „Falling Skye. Kannst du deinem Verstand trauen?“ – Lina Frisch
Die Sommerferien haben in einigen Bundesländern gerade angefangen und vielleicht haben auch mal die Älteren etwas mehr Zeit, ein Buch in die Hand zu nehmen. Wir möchten euch heute noch einmal „Falling Skye“ ans Herz legen, das wir euch im Frühling schon vorgestellt haben, als wir die Autorin Lina Frisch auf einer wunderbaren Lesung beim Coppenrathverlag kennen lernen durften. Das Erstlingswerk der jungen Autorin ist von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend – und wir warten schon auf den zweiten Band, der im Herbst erscheint. Alles beginnt mit der Frage, die auch die 16- jährige Skye mehr als alles andere beschäftigt: Gehört man zu den rationalen oder zu den emotionalen Menschen? Denn diese Einteilung wird das restliche Leben entscheidend beeinflussen!
Darum geht es
Die gläserne Nation
Die USA, wie wir sie kennen gibt es nicht mehr. Die Menschen leben nun in der sogenannten gläsernen Nation, bei der Vieles besser sein soll als zuvor. Es soll kein Chaos, keine Unordnung und keine Fehlentscheidungen mehr geben, alle Menschen sollen dem Staat in dem Bereich dienen, in dem sie es am besten können. Und um das sicher zu stellen, gibt es eine Einteilungsmaßnahme, durch diese die Bevölkerung in Emotionale und Rationale untergeteilt wird. Die Elite des Staates wird von den Rationalen gebildet, beide Gruppen gehen auf unterschiedliche Universitäten und es steht ihnen danach jeweils eine bestimmte Auswahl an Berufen wieder zur Verfügung. Von diesem vorbestimmten Lebensweg, dem Trait, darf niemand abweichen, denn das soll das Beste für den Staat sein.
Skyes Pläne
Die sechzehnjährige Skye glaubt fest an dieses System, auch weil ihr Vater im Parlament arbeitet – und somit natürlich ein Rationaler ist. Skye hat zudem einen festen Lebensplan. Sie möchte die Highschool abschließen, dann erfolgreich die Testung als eine Rationale bestehen und zusammen mit ihrem besten Freund an einer Eliteuniversität studieren. Die ist natürlich nur offen für diejenigen, die nach ihrer Testung ein „R“ für Rational bekommen – ist doch klar.
Doch alles läuft anders als geplant. Zusammen mit etlichen anderen Jugendlichen wird Skye früher als eigentlich vorgesehen wird zur Testung einberufen – an einem geheimen Ort voller hochmoderner Technik, an dem die Jugendlichen ihrem jeweiligen Lebensweg zugeordnet werden. Hierum kümmert sich eine Schar von Psychologen und so ganz genau dringt nicht nach draußen, was in den heiligen Hallen alles geschieht. Aber Skye ist grundsätzlich recht zuversichtlich, dass die rational ist und wischt den einen oder anderen eher emotionalen Moment zur Seite.
Im Testzentrum
Endlich im Zentrum angekommen, ist Skye dann doch verunsichert und weiß nicht recht, was sie von den dortigen Methoden und Mitarbeitern halten soll. Von anderen Jugendlichen werden Dinge preisgegeben, von denen sie dachten, sie seien streng geheim, so dass sie vor allen bloßgestellt werden. Sie werden elektronisch überwacht, immer wieder geschehen mysteriöse Dinge und der Testleiter Alexander scheint etwas ganz anderes zu sein, als es im ersten Moment scheint. Und mit Entsetzen merkt Skye nach und nach, dass alles, woran sie bis jetzt geglaubt hatte, eine große, gefährliche Lüge ist.
So hat es uns gefallen
„Falling Skye“ ist eine spannende Dystopie, die einen vom ersten Kapitel an fesselt. Dass die Autorin Psychologie studiert und sich sehr für Frauen- rechte einsetzt, liest sich aus der ganzen Geschichte definitiv heraus. Die Vorstellung, in einer gläsernen Nation zu leben, ist beängstigend. Es mag auf den ersten Blick ganz sinnvoll aussehen: Menschen, die sehr rational denken, übernehmen die Führungsämter im Staat und können so ohne emotionale Beeinflussung am besten für alle entscheiden. Wer viel aus dem Bauch heraus entscheidet, arbeitete eher im sozialen und pflegerischen Bereich. Doch lässt es sich so leicht einteilen? Und ist so eine Einteilung überhaupt sinnvoll? Das würden alle wahrscheinlich verneinen.
Doch auch wenn es die Leser*innen zu Beginn etwas wundert, Skye steht zunächst völlig hinter dieser Einteilung und kann erst nach und nach hinter die Kulissen schauen. Der geheimnisvolle Alexander hilft ihr dabei, zunächst aus dem Hintergrund und dann, indem er sie zumindest in Teilen in die Geheimnisse einweiht. Sie entdeckt mehr und mehr, was sie erschüttert, aber sie wird aktiv und versucht, hinter die Geheimnisse zu kommen. Das Ganze ist sehr spannend und regt sehr zum Nachdenken an, nicht nur über die eigentliche Geschichte, sondern über gesellschaftliche Verhältnisse, die widergespiegelt werden. Ganz „nebenbei“ spielt sich dann hier auch noch eine Liebesgeschichte ab, die ein wenig plötzlich kommt. Das offene Ende macht Lust auf Band 2, der im Herbst erscheint.
Lina Frisch, Falling Skye. Kannst du deinem Verstand trauen?, Coppenrath Verlag 2020.