„Willkommen bei den Grauses. Wer ist schon normal?“
Ich liebe schräg – witzige Geschichten mit Charakteren, die ebenso sympathisch wie skurril sind. Wenn dabei noch auf eine besondere Art wichtige Themen wie Vorurteile, „Anderssein“ und Freundschaft angesprochen werden, umso besser. „Willkommen bei den Grauses. Wer ist schon normal?“ von Sabine Bohlmann und Daniel Steudtner ist allerbestes und wirklich sehr unterhaltsames Lesevergnügen für Kinder ab 9 Jahren.
Als Ottilie in einer Nacht nicht schlafen kann und aus dem Fenster auf die Straße schaut, sieht sie, wie fünf Personen – Erwachsene und Kinder – in das alte Haus gegenüber einziehen. Vielleicht ist da endlich jemand dabei, mit dem sie spielen kann? Die Sommerferien sind gerade gestartet und bald kommt sie in die neue Schule. Und mit den arroganten Drillingen von nebenan kann sie nicht viel anfangen. Ihre Eltern bestehen darauf, dass sie mit einem frischgebackenen Kuchen zu den neuen Nachbarn geht und sie willkommen heißt.
Von der Familie Grause öffnet niemand, aber drei Kinderstimmen sind zu hören, die allerdings ein wenig seltsame Antworten geben. Ottilie ist sich sicher, dass etwas an den Neuen nicht ganz normal ist. Warum wohl sitzt sonst seit Neuestem immer eine Krähe auf dem Dach? Und warum machen sie in jeder Nacht einen Ausflug mit einem anderen Mann, der wie ein Reiseführer wirkt? Das Mädchen ist neugierig und möchte trotz allem Kontakt zu den Kindern aufnehmen. Da sie nicht aus dem Haus gehen, nähert sich sich ihnen mit Kreidemalereien und Fensterspielen an – und verstehen sich richtig gut. Nach ein paar Tagen trauen sich die Grause – Kinder doch heraus. Muh und seine Schwester Wolfi stellen sich vor und verraten ihr, dass sie aus einer Stadt für Andersartige Wesen kommen und nun in der Menschenwelt leben sollen. Doch dafür müssen sie sich beweisen und keine Fehltritte hinlegen. In der Schule haben sie alles über Menschen gelernt und müssen sich nun so normal wie möglich geben.
Muh ist ein Dilldapp (er hat Hörner und fühlt zur Hälfte wie ein Hirsch), Wölfchen ist ein Werwölfchen – und ihre unsichtbare Schwester Husch (nur sichtbar, wenn sie die Luft anhält) ist ein Geist. Zusammen mit ihnen im Haus leben noch die neue Mutter (ein Flaschengeist), der Vater (ein Glitzer liebender Felfe – halb Fee, halb Elfe) und der Opa (ein ständig missgelaunter Schrat). Nun gilt es für die Familie, sich in der Menschenwelt zurecht zu finden und zu zeigen, dass sie im vorbereitenden Unterricht gut aufgepasst haben.
Die Grauses sind schon eine genial unterhaltsame Familie. Da sind neben den Kindern der grantige Opa, der am liebsten nur „Bah!“ sagt und die unfreundliche alte Nachbarin richtig super findet, der Vater, der am liebsten rosa Glitzerröcke trägt und gerne wieder einen Zauberstab hätte und die Mutter, die jede Nacht in einer anderen gemütlichen Flasche schläft. Da wird sogar der Supermarkteinkauf zum Erlebnis! Dabei muss die Familie immer aufpassen, dass niemand die verbotenen Wörter zu ihnen sagt (Angst, komisch…).
Die Geschichte ist herrlich schräg und witzig. Es wird ganz wunderbar mit Klischees und „Normalsein“ bzw. „Anderssein“ gespielt und damit auch eine schöne Botschaft vermittelt.
Sabine Bohlmann, Daniel Steudtner, Willkommen bei den Grauses. Wer ist schon normal?, Planet! Verlag 2024.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.