„Ach, das ist Familie?! Vielfalt, Zusammenleben und Aufklärung“
Familie ist mehr als Mutter, Vater und zwei Kinder – das sollte allen klar sein. Auf dem Kinderbüchermarkt hat sich hier in den letzten Jahren auch einiges getan und es wird deutlich mehr Wert auf Vielfalt gelegt als noch vor zehn Jahren. Mit „Ach, das ist Familie?! Vielfalt, Zusammenleben und Aufklärung“ von Britta Kiwit und Emily Claire Völker ist nun eine Kindersachbuch erschienen, das sich mit längeren Vorlesetexten, Infokästen und vielen kunterbunten Illustrationen der Vielfalt widmet.
Zunächst wird sich ganz grundsätzlich angeschaut, was alles unter Familie zu verstehen ist. Die Betrachtung startet aus dem Tierreich heraus, in dem es auch die unterschiedlichsten Formen von Familie gibt. Auch bei uns Menschen kann das ganz verschieden sein. Die einen wohnen beispielsweise zusammen mit einem Elternteil in einer Wohnung, andere leben im Patchworkfamilien mit Geschwistern, Halbgeschwistern und Bonusgeschwistern. Aber alle sind eine Familie. Manchmal sind die Erwachsenen in einer Familie verheiratet und manchmal nicht. Und in wieder anderen Fällen leben mehr als zwei Erwachsene zusammen in einer Familie, weil sie sich alle lieben. Wir erfahren etwas über queere Familien und Geschlechtsidentität und lernen Familien kennen, bei denen die Kinder durch Leihmutterschaft oder eine Samenspende zur Welt kommen konnten. Dabei wird auch auf einer Doppelseite erklärt, wie die Befruchtung statfindet und was es mit Samen und Eizellen auf sich hat.
Ein Kapitel ist dem Thema Trennung gewidmet. Aus welchen Gründen trennen sich manche Eltern und wie wird danach das Zusammenleben mit den Kindern geregelt. Wir erfahren hier beispielsweise, was das Nestmodell vom Wechselmodell unterscheidet und lesen Beispiele dafür, wie andere Menschen, die dann manchmal dazu kommen, sich in diese Familien einfinden. Manche Kinder leben in Pflege- oder Adoptivfamilien, andere leben länger oder nur zeitweise in betreuten Wohngruppen zusammen mit anderen Kindern und ErzieherInnen. Aber auch andere Umstände, die das Familienleben beeinflussen, werden in den Blick genommen: Mehrsprachigkeit, Umzüge (zum Teil in andere Länder), Krankheiten bei Familienmitgliedern oder Todesfälle. Am Ende des Buches wird noch darauf hingewiesen, dass es in jedem Fall wichtig ist, auf die Kinderrechte zu achten und alle Gefühle ernst zu nehmen.
Das Thema „Vielfalt der Familien“ ist so groß wie komplex und es gibt so einiges zu beachten und besprechen. Mit diesem Buch wird sehr viel gewollt und sehr viele verschiedene Aspekte angesprochen, mit denen man alleine für sich schon ein eigenes Buch füllen könnte. Neben den verschiedenen Familienformen kommen Erklärungen zum Thema Inklusion, Aufklärung, zu psychischen Krankheiten, Flucht und Vertreibung, „Mein Körper gehört mir“ und einigem mehr zur Sprache. Das ist ganz schön viel auf einmal und lässt sich sicherlich mit den meisten Kindern nicht „in einem Rutsch“ lesen. Aber das muss ja auch nicht sein.
Wie auch bei der Themenauswahl wird bei den Illustartionen sehr viel Wert auf Diversität und Klischeefreiheit gelegt. Wir sehen Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben und Körperformen, queere Menschen sowie Kinder und Erwachsene mit Behinderungen. Hier finden die meisten Menschen sicherlich sich und ihre Lebensformen wieder. Wir empfehlen es für Kinder ab ca. 5 Jahren.