„Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment“
Seit wenigen Jahren gibt es endlich auch einige Kinderbücher, die sich mit dem Thema „Rassismus“ beschäftigen. Das war mehr als überfällig! Mit „Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment“ ist nun eines erschienen, das sich gleichermaßen an Kinder wie Erwachsene richtet und es schafft, beide Perspektiven auf Augenhöhe und alltagsnah zu erreichen. Ein sehr wertvolles Buch, das schon ab dem Vorschulalter eingesetzt werden kann.
Was wir über Rassismus wissen müssen
Gestartet wird mit der Feststellung, dass wir alle gleich sind und die gleichen Rechte haben, egal, wie wir aussehen oder woher wir kommen. Und dennoch sind wir alle verschieden, z.B. was unsere Erlebnisse angeht, aber auch im Bezug auf das Äußere. Wir haben unterschiedliche Hautfarben und -formen und unsere Haare sehen vielleicht verschieden aus. Vor dem Hintergrund wird geklärt, was Rassismus überhaupt bedeutet und wie sich dieser für die Betroffenen anfühlt.
Mit alltagsnahen Beispielen und direkter Ansprache an die lesenden Kinder wird erklärt, dass es nicht immer sinnvoll ist, für alle alles gleich zu machen. Es kommt mehr auf die persönlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten an. Ein Kind im Rollstuhl, das nicht wie andere leicht auf eine Kiste steigen kann, um über einen Zaun zu blicken, dient hier als Beispiel. Wir erfahren auch, dass Kinder ihren Eltern sehr ähnlich sehen können, aber das nicht unbedingt der Fall sein muss. Von außen kann oft gar nicht gesagt werden, wer alles zu einer Familie gehört. Es wird betont, dass manche Kinder bei Adoptivfamilien leben, andere in Wohngruppen oder bei den Großeltern.
Natürlich geht es auch um Alltagsthemen. Natürlich dürfen sich z.B. an Karneval alle so verkleiden, wie sie möchten, egal, welche Hautfarbe man hat oder ob man z.B. Junge oder Mädchen ist. Elsa kann jede*r sein! Wenn allerdings Lieder, Bücher oder Spiele rassistisch sind und andere Menschen traurig machen, muss man sie sein lassen. Kinder werden darin bestärkt, dass es völlig in Ordnung ist, nicht auf „Woher kommst du?“- Fragen zu antworten. Und dass sie definitiv „Nein!“ sagen dürfen, wenn jemand z.B. ihr Haar berühren möchte. Neben diesen Themen geht es auch um verschiedene Essensgewohnheiten, Religionen und Sprachen. Auch wichtige Themen wie Kolonialismus und Antisemitismus wird hier Raum gegeben.
Grundlagenwissen, einfühlsam und alltagsnah vermittelt
Sehr einfühlsam, alltagsnah und kindgerecht werden hier ernste und wichtige Themenbereiche in den Blick genommen. Die Autorinnen schaffen es, dass sich Kinder in die Situationen hinein versetzen können und in der Lage sind, selbst zu reflektieren, ohne von den Themen überfordert zu sein. Gut verständliche Erklärungen helfen dabei, entweder mal einen Perspektivwechsel zu versuchen oder auch sich mit seinen eigenen Erfahrungen und Gedanken wieder zu finden. Natürlich wird sowohl bei den Illustrationen als auch bei der Sprache sehr auf Vielfalt und Diversität (Körperformen, Behinderungen, Hautfarben, Religionen) geachtet.
Auch Transgender – Kinder finden sich hier wieder. Auf manchen Doppelseiten gibt es zum einen Texte für die Kinder, zum anderen Erklärungen, die sich an Erwachsene richten. Dort finden sich auch konkrete Tipps z.B. für Lehrkräfte für einen sensiblen Umgang in Unterricht oder im Kindergarten. Aber auch Eltern nehmen hier einiges mit. Das Buch müsste in jeder Klasse und in jedem Kindergarten stehen, denn es gibt noch viel zu tun!
Saskia Hödl, Pia Amofa – Antwi, Emily Claire Völker, Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment, EMF Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.